TEST: Kopfhörer AKG K 530 - viel Hörspaß für wenig Geld? 

25. Januar 2007 (cr)

Wer sehr gern spät am Abend noch Musik oder einen Film genießen und dabei weder die Familie noch die Nachbarschaft in der wohlverdienten Nachtruhe stören möchte, greift zum Kopfhörer - nur zu welchem, ist die Frage. Kabellose Infrarot- oder Funkkopfhörer sind akustisch immer noch nicht zu absoluten Höhenflügen fähig, also bleibt derjenige, der eine qualitativ rundherum überzeugende Musik- und Filmtonwiedergabe fokussiert, lieber beim konventionellen kabelgebundenen Hörer. Ab ca. 200 € kann man hier schon ausgesprochen klangstarke Exemplare wie den beyerdynamic DT-770 erwerben, aber für viele potentielle Interessenten sind auch 200 € sehr viel Geld. Es geht auch deutlich günstiger, wie beim diesem Test zugrunde liegenden AKG K 530, dessen Preisschild vergleichsweise freundliche 99 € ausweist. Im Handel ist der gutaussehende Hörer sogar bereits ab ca. 85 € erhältlich. AKG selber sieht den in Weiß-/Grau-Kombination gehaltenen Kopfhörer als das richtige Modell für qualitäts- und preisbewusste Anwender, die in die Klasse der hochwertigen HiFi-Kopfhörer einsteigen möchten, ohne großen finanziellen Aufwand betreiben zu müssen. Wir lassen uns überraschen: Kann sich der preiswerte Hörer in unserem Test gut in Szene setzen?

Verarbeitung/Tragekomfort

Elegantes Design und tadellose Materialqualität - leider ist der K 530 wie die meisten anderen Kopfhörer auch nur in einer Farbkombination lieferbar. Wie es anders geht, beweist beyerdynamic mit der "Manufaktur" - allerdings erst in gehobenen Preisklassen

Das Kopfband passt sich selbstständig der Kopfform des Trägers an

Akkurate Passung aller Komponenten

Kopfband aus echtem Leder

Hartvergoldeter 3,5 mm Stecker, mitgelieferter 6,3 mm Adapter mit Schraubgewinde

Die Verarbeitung des K 530 weist in Anbetracht des Kaufpreises keinerlei Schwächen auf. So ist das selbstjustierende Bügelband sogar aus echtem Leder, und der weiße Kunststoff, der für die Außenschalen der Ohrpolster verwendet wurde, hinterlässt einen hochwertigen Eindruck. Der Hörer gefällt durch den hohen Tragekomfort. auch dann, wenn man sich eine Oper und einen Kinofilm anschaut und somit über vier Stunden mit dem K 530 auf dem Kopf zubringt, fühlt man sich nie eingeengt vom leichten, gut sitzenden Kopfhörer. Damit es nicht zu "Verwirrungen" kommt, wird das von der Kopfhörerausgangsbuchse kommende Kabel nur einseitig in den Kopfhörer geführt. Die Kabelanbindung an den Kopfhörer wirkt solide und langlebig. Die komfortablen Ohrpolster sind ebenfalls alles andere als selbstverständlich für den preislichen Rahmen, in dem der K 530 beheimatet ist. Bilanzierend erhält der geneigte Käufer für wenig Geld einen Kopfhörer, der nicht nur auf den ersten Blick eine optisch gefällige Erscheinung abgibt, sondern auch auf den zweiten Blick mit überraschend sorgfältiger Materialauswahl und Verarbeitung auftrumpfen kann. Für diese Leistung vergeben wir ein "ausgezeichnet".

Technische Daten

Der AKG K 530 bringt trotz seines vergleichsweise niedrigen Kaufpreises verschiedene Technik-Highlights mit. Zum einen wäre das zu 99,99 % sauerstofffreie Kabel zu nennen, viel wichtiger aber ist AKGs "Variomotion"-Technik. Hierbei steht das wichtigste Teil eines Kopfhörers, nämlich die Membran, im Mittelpunkt. Soll die Membran akustisch hervorragend arbeiten, hat sie die Fähigkeiten eines talentierten Artisten mitzubringen: Der Rand der Membran soll elastisch schwingen, während sich die Membranmitte kolbenförmig bewegen soll. Genau diese akustisch optimale mehrdimensionale Bewegungstätigkeit möchte AKG mit dem Varimotion-System optimiert haben. In der Mitte, in der Klangzone, ist die Membran stärker. 

Dadurch wird sie in den kolbenförmigen Bewegungsablauf gezwungen, unerwünschte und gefürchtete Partialschwingungen werden verhindert. Die Folge: Verbesserte Werte für Räumlichkeit und Transparenz im hohen Frequenzbereich. Im Wulstbereich, in der Bewegungszone, ist die Membran dafür dünner und schwingungsfreudiger und so in der Lage, besonders nachdrückliche Bässe zu produzieren. Übrigens: Mit einem Übertragungsbereich von 17 bis 26.500 Hz ist der K-530 auch für DVD-Audio und SACD geeignet. 

Der K 530 ist als dynamischer offener, ohrumschließender Kopfhörer konzipiert. Geräusche, die von außen kommen, können also noch wahrgenommen werden durch diese Art der Bauweise, wenn man es mit dem Hörpegel nicht übertreibt. Das mitgelieferte Kabel weist eine Länge von 3 Metern auf, was, wie wir es von den meisten Kopfhörern gewohnt sind, nicht überdurchschnittlich viel ist. Der Nennwiderstand liegt bei 55 Ohm, dies sorgt für flexible Einsatzmöglichkeiten: Auch mit schwächeren Kopfhörerverstärkern z.B. in portablen Geräten wie MP3-Playern kommt der K 530 ohne Schwierigkeiten zurecht. Dass der Kopfhörer einen enormen Tragekomfort (wie schon oben beschrieben) mitbringt, liegt am niedrigen Gewicht von schmalen 245 Gramm. Insgesamt viel Technik fürs Geld - Gesamtnote "ausgezeichnet". 

Klang

Mittlerweile ist unser Testteam durch jahrelange Berufserfahrung und eine Vielzahl von Testgeräten akustisch anspruchsvoll geworden - ob man möchte oder nicht, wenn man weiß, wie tiefgehend, nachdrücklich, feindynamisch und räumlich Musik und Filmton erklingen kann, steht man eher kostengünstigen Komponenten mit einer gewissen Skepsis gegenüber. Es muss beleibe nicht die absolute Highend-Liga sein - aber auch nicht die unterste Einsteigerliga. Wirklich Gutes ist nicht zum Schnäppchenpreis zu bekommen - bis auf wenige Ausnahmen bewahrheitet sich diese Weisheit oft. 

Und gerade bezüglich der Klangqualität von Kopfhörern haben wir zwei Beispiele aus unserem Testgerätepark oft vor Augen - oder besser auf den Ohren, die beweisen, dass man für zugegebenermaßen auch nicht unbeträchtliche Kaufpreise wirklich Klanggenuss der Spitzenklasse erwarten kann. Der Beyerdynamic DT-990 oder der AKG Acoustics K-701 beeindrucken durch eine überragende Performance während aller Testreihen und bereiteten auch bei an den eigentlichen Test anschließenden, ausgedehnten Hörsessions jede Menge Freude. Beide genannten Modelle sind zwar auf unterschiedliche Käufergruppen ausgerichtet, das macht sie aber nur noch interessanter, es wäre schließlich monoton, wenn jeder Hörer das identische Anforderungsprofil von seinem Kopfhörer erwartet.

Nun jedoch haben wir in diesem Testbericht einen Kopfhörer vor uns, der unter 100 € kostet - ist zu einem solchen Kaufpreis überhaupt akustisches Vergnügen möglich? Manche werden sich wundern - es gibt doch schon ab 5 € irgendwelche Objekte mit Stoffpölsterchen, die wie Kopfhörer aussehen und mit denen man Musik hören kann. Verglichen damit sind 100 € doch eine Stange Geld. Völlig richtig - auch mit einem Lada kann man von A nach B fahren, ob man dies allerdings als Genuss bezeichnen kann, sei mal dahingestellt. Mit einem VW Polo hingegen kann Autofahren schon wirklichen Spaß bereiten - und genau ein solcher VW Polo als Kopfhörer ist der AKG K 530. Er spricht durch sein harmonisches, gelungenes Gesamtkonzept viele potentielle Käufer an. Ganz gleich, ob Musik oder Filmton - der K 530 managt alles mit erstaunlicher Lässigkeit.

Der K 530 spielt nachdrücklich und ausgewogen

Tobende Beats, wallende Effektsalven - mit Hardtrance- und Eurodance-Stücken hat unser K 530 wenig Probleme. Höchst erstaunlich ist seine Pegelfestigkeit. Es gibt doppelt so teure Kopfhörer, die deutlich früher beginnen, zu knacken und zu verzerren. Natürlich wissen wir, dass die eben erwähnten Musikstile beileibe nicht jedermanns und schon gar nicht "jederfraus" Geschmack sind - gerade im reiferen Alter ab 30 wird solche Musik gern als "Kindermusik" abgetan und der Autor dieser Zeilen zählt sich zu den wenigen Menschen in Deutschland, die trotz des mittlerweile astronomischen, altersheimreifen Alters von 33 noch jede Menge Freude an diesen Musikrichtungen haben. Nur: Ganz gleich, ob man im Auto derartige energiefördernde Musik für das schnelle Zurücklegen großer Distanzen nachts auf leergefegten Autobahnen genießt oder sich zu Hause den Kopfhörer aufsetzt, um sich bei ansprechend pegelstarkem Musikgenuss vom Stress und den Sorgen des Alltags zu erholen: Ohne eine tadellose Bass- und Effektwiedergabe verpufft das gesamte Vergnügen. Bei AKG weiß man hingegen genau, wie z.B. "Desire" von Blank&Jones oder aber "Twisted" von Swenson&Gielen zu klingen haben: Nachdrücklich, aber nicht zu aggressiv, raumfüllend, aber nicht zu aufgebauscht. Mit erstaunlicher Treffsicherheit wahrt der K 530 diese tonale Balance und wird auch nach stundenlangem Hören mit großer Lautstärke nicht zur Last.

Wer es lieber ruhiger angehen lässt und zu Eros Ramazzotti greift, wird ebenfalls nicht enttäuscht sein von den Leistungen des AKG-Headphones: Der Aufbau, die Stimmwiedergabe sowie die Trennung von Stimmen und Instrumenten sind für das Preisniveau überdurchschnittlich gut. Schon öfters hat die Redaktion überlegt, z.B. für den Einsatz im Hotelzimmer zur tiefnächtlichen Erholung vom IFA-Stress preislich fair kalkulierte, für portable Geräte einsetzbare und klangstarke Kopfhörer einzukaufen. Bislang aber waren die klanglichen Leistungen von allem, was wir zwischen 80 und 100 € hörten, eher ernüchternd. Schwache Bässe, überzogene Mitten und blecherne Höhen sorgen eher für Albträume als für einen auf die Hörsession folgenden entspannenden Schlaf. Genau darum sind wir so überzeugt vom K 530. Natürlich kann dieses Modell mit einem beyerdynamic DT-770 nicht mithalten - aber das ist auch kein Wunder, schließlich liegt der DT-770 mit 219 € (UVP) auch preislich mehr als doppelt so hoch wie der AKG. Dass man für diesen Mehrbetrag eine noch kräftigere Basswiedergabe, einen nochmals dichteren räumlichen Eindruck und eine noch höhere Pegelfestigkeit einkauft, ist für den K 530 keine Schande. Man muss aber vor allem mit ins Kalkül ziehen, dass der DT-770 zu den besonders gelungenen Vertretern dieser Preisliga gehört. 

Für rund 100 € dürfte es schwierig sein, einen vergleichbar guten Kopfhörer zu finden

Denn K 530 ist so ausgewogen und klingt so erwachsen, dass wir uns vorstellen können, dass er durchaus mit Modellen der angehenden 200 €-Liga mithalten kann, schließlich stellt auch in diesen Preisklassen noch lange nicht jedes Modell einen so guten Kauf dar wie der hier angeführte beyerdynamic DT-770. Als überaus interessant entpuppte sich ein Vergleich mit dem Topmodell von AKG, dem K-701 für knapp 400 € UVP. Der K-701 ist in den Punkten Hochtonbrillanz und Detaileinarbeitung genau auf dem Niveau, das sich sehr anspruchsvolle HiFi-Liebhaber wünschen. Daher ist er auch völlig verdient mit einem erstklassigen Testprädikat belohnt worden. Er klingt ungeheuer luftig, sehr klar, nie langweilig, sondern überzeugt durch das hohe Maß an feindynamischer Sensibilität. Hier hat der K 530 verständlicherweise keine Chance. Aber: Der K 530 erzielt praktisch die selben Maximalpegel, und der Bass erscheint zwar nicht präziser (hier liegt klar der K 701 vorn), aber druckvoller. 

Dies beweist, dass der K 530 für eine andere Zielgruppe konstruiert ist: Auch, wenn AKG dies in der eigenen Beurteilung anders sieht, wir betrachten nicht den klassischen, am neutralen Klang orientierten HiFi-Freund als Käufer für den K 530. Vielmehr ist die Käuferschaft, die Wert darauf legt, beim Hören etwas zu erleben, gleichzeitig aber nicht durch ungemeine Aggressivität oder spitze Auslegung gestört werden möchte, die Zielgruppe für den K 530. Sein forscher, aber nie überbetonter Auftritt im Bassbereich, sein betont runder Sound und die tadellose Pegelfestigkeit machen diesen Kopfhörer beinahe zum Idealmodell für den preis-/leistungssensiblen "normalen" Hörer, der für einen vertretbaren Preis einfach auch akustisch etwas geboten bekommen möchte, mit dem er etwas anfangen kann: Es geht also nicht um feindynamische Höhenflüge und akribische Präzision, sondern um Lebendigkeit, Homogenität und Raumeindruck. Und in allen drei Disziplinen schneidet der K 530 ausgezeichnet ab. 

Sehr gut schlägt sich der Kopfhörer auch in Verbindung mit klassischer Musik, nicht unbedingt eine Domäne solcher Offerten. Auch hier kann er mit seinem lebendigen Spiel und der tonalen Ausgewogenheit punkten. Gut, das letzte musikalische Detail, das absolut perfekt temperierte Abklingen des Pianos kann er nicht vollkommen wiedergeben. Muss er aber auch nicht. Die Interessenten, die auf solche Faktoren Wert legen, sollten sich damit abfinden, mehr Geld zu investieren. 

Wer sich häufiger einen Film mittels Kopfhörer anhört, wird sich rasch mit dem K 530 anfreunden können. Gerade dann, wenn man für den Kopfhörerbetrieb gedachte Surroundprogramme verwendet, erfreut der K 530 mit einer sehr weitläufigen Wiedergabe, die eine gute Effekt- und Stimmortung mit einschließt. Der Bassbereich mit gutem Volumen ist prima geeignet, um verschiedenen Autoverfolgungsjagden, Schießereien und Explosionen beispielsweise in "Transporter", "Transporter - the Mission", "Ronin" oder "Stirb an einem anderen Tag" Ausdruck und Nachdruck zu verleihen. Bei alledem kommen die Stimmen der Protagonisten nie zu kurz, sondern werden akkurat eingearbeitet. Insgesamt vergeben wir ein "ausgezeichnet" - mehr Sound für weniger Geld ist nur schwer vorstellbar. 

Fazit

Viel Leistung für wenig Geld - das ist die Kardinaltugend des K 530

Respekt: Der K 530 staubt in unserem Test den nur selten vergebenen 11. Stern für ein extrem gutes Preis-/Leistungsverhältnis ab. Zusammen mit dem Prädikat "ausgezeichnet" eine großartiger Leistungsbeweis für einen nicht einmal 100 € kostenden Kopfhörer. Der Grund für diese Erfolg ist einfach: Richtige Schwächen kennt das höchst ausgewogene Gesamtkonzept dieses Kopfhörers nicht. Es fängt bei einer tadellosen Verarbeitungsqualität an, geht weiter mit hohem Tragekomfort und endet mit einem erstaunlich vielschichtigen und ausgewogenen Sound. Gut, richtige HiFi- und Home Theatre-Liebhaber, die sich enormen Detailreichtum, einen kristallklaren Hochtonbereich und einen gleichermaßen präzisen wie druckvollen Bassbereich wünschen, werden in diesen Preisklassen generell nicht fündig, sondern sollten sich auf deutlich höhere Beträge für den ins Auge gefasste neuen Kopfhörer einstellen. Qualitätsbewusste Ein- und Aufsteiger finden im AKG K 530 aber einen Kopfhörer, der bereits als erwachsen zu bezeichnende Klangtugenden zu einem sehr niedrigen Preis mitbringt. 

Der AKG K 530 bietet für gerade einmal 99 € ein außergewöhnlich intensives und vielschichtiges Hörerlebnis

Stereo-Kopfhörer untere Mittelklasse
Test 25. Januar 2007
Preis-/Leistungsverhältnis +

+ Sehr gute Bassdarstellung
+ Angenehmer und homogener Klang
+ Selbst für klassische Musik brauchbar
+ Gute Verarbeitung
+ Außerordentlich gutes Preis-/Verhältnis 

- Mehr Farbvarianten wären wünschenswert

Test: Carsten Rampacher
25. Januar 2007