INFO: AV-Receiver-/Verstärker: Was ist beim Kauf zu beachten?

20. Mai 2009 (cr)

Einführung

Für versierte Anwender und ambitionierte Ein- sowie Aufsteiger ist der AV-Receiver (mit integriertem Tuner) oder der AV-Verstärker nach wie vor ein elementar wichtiges Gerät - und nicht nur das: Ein moderner AV-Receiver oder -Verstärker ist der Mittelpunkt der AV-Anlage. Er kümmert sich um die Aufbereitung und Verarbeitung von Audio- und Videosignalen, nimmt über das heimische Netzwerk mit dem PC und dem Internet Verbindung auf und bietet Apples weit verbreitetem portablen Musik- und Mediaplayer iPod eine Möglichkeit, sich in die Surroundanlage einzubinden. Für potentielle Käufer stellt sich die Frage: Was benötige ich an Ausstattung? Was benötige ich bezüglich der gebotenen Klangqualität? Welche Anschlüsse sind wichtig? In diesem Special möchten wir eine kleine Hilfe zur Kaufentscheidung geben.

Der AV-Receiver als Mittelpunkt der Anlage

Wichtig ist, dass man die Funktion, die der AV-Receiver oder AV-Verstärker erfüllen soll, genau vorstellt, um Fehlkäufen vorzubeugen. Daher ist es der falsche Weg, einfach in den nächstbesten Laden zu gehen und einen AV-Receiver oder -Verstärker mitzunehmen. Zuvor sollte man sich folgende Gedanken machen, wenn ich neu einsteige oder upgraden möchte:

  • Wie viele Quellen schließe ich an den AV-Receiver/Verstärker an?
  • Wie, das heißt mittels welcher Verbindungsvariante, schließe ich meine anderen Komponenten an den AV-Receiver/Verstärker an?
  • Welche Decoder/Formate/Technologien sind gebräuchlich?
  • AV-Receiver/Verstärker und die Videofunktionalität
  • Benötige ich weitere Zusatzfunktionen, z.B. Netzwerkfunktionalität, Multiroom oder iPod-Einbindung?
  • Wie läuft das Setup bei einem modernen AV-Receiver/Verstärker ab?
Wie viele Quellen schließe ich an meinen  AV-Receiver/Verstärker an?

Hier sollte man sich Gedanken über den Zuspielerpark machen: Wenn z.B. nur der Blu-ray-Player und ein CD-Player sowie ein SAT-Receiver Verbindung mit dem AV-Receiver/Verstärker aufnehmen sollen, genügt ein recht überschaubares Anschlussangebot. Wenn man hingegen eine NextGen-Konsole, einen Blu-ray-Player, den iPod, einen SAT-Receiver, einen CD-Player, ein MiniDisc-Deck und einen Plattenspieler mit dem  AV-Receiver/Verstärker verbinden möchte, sollte man schon nach einem Gerät mit üppigerer Anschlussbestückung Ausschau halten. 

Wie, das heißt mittels welcher Verbindungsvariante, schließe ich meine anderen Komponenten an den AV-Receiver/Verstärker an?

Genauso wichtig wie die Anzahl der Zuspieler, die Anschluss suchen, ist es, die bestmögliche Anschlussvariante zu ermitteln. Generell gilt: Komponenten, die über einen HDMI-Anschluss verfügen, sollten auch mittels HDMI angeschlossen werden. Über HDMI-Anschlüsse verfügen unter anderem:

  • Viele moderne DVD-Player
  • Alle Blu-ray-Player
  • Moderne HDTV SAT-Receiver
  • Sonys Playstation 3
  • Moderne Flachbildschirme und Beamer

Wer über viele Zuspieler mit HDMI-Anschluss verfügt, benötigt einen AV-Receiver/Verstärker mit genug Eingängen. Gerade ältere Geräte oder preiswerte AV-Receiver müssen hier oft passen. Wenn mehr als 2 Eingänge gefragt sind, muss man entweder ein älteres Modell, das mal relativ teuer war, oder ein brandaktuelles Gerät erstehen. Bei den hochaktuellen Geräten gibt es schon in Preisklassen ab 600 EUR Modelle mit vier oder fünf HDMI-Inputs. Bevor man mit der Planung der HDMI-Verbindungen beginnt, sollte man sich aber mit den verschiedenen HDMI-Versionen auseinander setzen.

Exkurs: Wissenswertes über HDMI

  • Was heißt HDMI? HDMI ist die Abkürzung für "High Definition Multimedia Interface".
  • Überträgt HDMI Bild- und Tondaten? Ja, HDMI übertragt Bild- und Tondaten. Somit ist nur noch ein einziges Kabel für die audiovisuelle Signalübertragung nötig. 
  • Welche HDMI-Formate gibt es überhaupt? HDMI 1.0 startete im Dezember 2002. Die Version 1.1 wurde im Mai 2004 vorgestellt, darauf folgte im August 2005 HDMI 1.2. Im Dezember des gleichen Jahres kam HDMI 1.2a an den Start. Seit Juni 2006 gibt es HDMI 1.3. 
  • Welche Verbesserungen bzw. erweiterten Features brachten die einzelnen HDMI-Versionen? HDMI 1.1 brachte die Unterstützung für DVD-Audio (nicht SACD!). HDMI 1.2 umfasste den Support für 1-Bit-Audioformate (z.B. den Direct Stream Digital/DSD von der SACD) und sorgte für eine bessere HDMI-Unterstützung bei PCs. Nun war es möglich, mittels des weit verbreiteten Type A HDMI-Anschlusses auch PC-Komponenten miteinander zu verbinden. PC-Quellen erhielten die Möglichkeit, ihren nativen RGB-Farbraum zu nutzen. Der YCbCr-Farbraum der Unterhaltungselektronikindustrie wurde parallel ebenfalls unterstützt. Hauptmerkmal der Version 1.2a waren CEC (Consumer Electronics Control)-Funktionen, die den Austausch von Steuerbefehlen zwischen verschiedenen Geräten ermöglichen. Sehr viele Neuerungen erhielten mit HDMI 1.3 Einzug. So wurde die Geschwindigkeit erhöht. Die Single-Link-Bandbreite beträgt nun 340 MHz (10.2 Gbps), damit auch zukünftig nahezu jeder denkbare visuelle HD-Standard unterstützt werden kann - und zwar bezüglich Auflösung, Farbraum und Frame-Rate. Hinzu kommt, dass auf HDMI 1.3 weitere HDMI-Versionen fußen können, die nochmals höhere Übertragungsgeschwindigkeiten ermöglichen. Neu hinzu kam auch "Deep Color": HDMI 1.3 unterstützt 10, 12 und 16 bit als Farbtiefe (RGB oder YCbCr) - ein wichtiger Unterschied zu den maximal 8 bit Farbtiefe früherer Spezifikationen. Ein stimmiges Rendering von über 1 Milliarde Farben kann so sichergestellt werden. Hinzu kommt die Möglichkeit zur Darstellung breiterer Farbräume: “x.v.Color™” entfernte noch bestehende Limitationen hinsichtlich der Farbraum-Darstellung und ermöglicht es, dass Displays prinzipiell jede Farbe anzeigen können, die das menschliche Auge wahrnimmt. Neu bei HDMI 1.3 ist eine HDMI Mini-Buchse: Kleine transportable Geräte wie HD-Camcorder oder Digitalkameras können somit auch direkt mit anderen HDMI-Komponenten verbunden werden. Integriert in HDMI 1.3 wurde auch eine LipSync-Funktion, die das zeitgleiche Eintreffen von Audio- und Videosignal sicherstellt - und zwar automatisch. Sehr wichtig ist auch dieses Feature von HDMI 1.3: Alle neuen HD-Tonformate, also die verlustbehaftet komprimierten Dolby Digital Plus und DTS-HD High Resolution Audio ebenso wie die verlustlos komprimierten Formate Dolby TrueHD und DTS-HD Master Audio können mittels HDMI 1.3 übertragen werden. 
  • Des Weiteren stellt sich die Frage: Gibt es Differenzen zwischen den aktuellen Spezifikationen HDMI 1.3, HDMI 1.3a oder HDMI 1.3b? Bezüglich der Funktionalität und der Features gibt es keine Differenzen zwischen diesen HDMI-Versionen. Sie sind alle geeignet, die neuen HD-Tonformate zu übertragen (Dolby Digital Plus, Dolby TrueHD, DTS-HD Master Audio und DTS-HD High Resolution Audio) und auch für alle aktuellen Arten von Bildsignalen bis hoch auf 1.080p/24 Hz geeignet. 
  • Sind die verschiedenen HDMI-Versionen zueinander kompatibel? Alle HDMI-Versionen sind kompatibel zueinander. 
  • Wenn ich keinen Blu-ray-Player/HD DVD-Player mit HDMI 1.3 nutze - wie kann ich dann Tonspuren, die in den neuen HD-Tonformaten vorliegen, vom Player zum AV-Receiver transportieren? Die neuen Tonformate können im HD DVD/Blu-ray-Player  in ein entsprechendes PCM-Signal konvertiert werden -  alle HDMI-Versionen unterstützen bis zu 8 Audio-PCM-Kanäle mit maximal 192 kHz und 24 bit. Allerdings muss der Anwender sicherstellen, dass der Blu-ray- oder HD DVD-Player in der Lage ist, die neuen DTS- und Dolby HD-Tonformate in ein entsprechendes PCM-Signal zu wandeln, bevor die Signalausgabe über den HDMI-Ausgang erfolgt. Das Decoding erledigt in diesem Fall der Blu-ray- oder HD DVD-Player. Verfügt der Anwender über einen AV-Receiver oder -Verstärker mit Decodern für die neuen HD-Tonformate und bringt der Blu-ray- oder HD DVD-Spieler eine HDMI 1.3-Schnittstelle mit, so kann das Dolby- oder DTS-Signal direkt ohne Decoding im Player zum AV-Receiver/Verstärker transportiert werden, wo es dann decodiert wird. 
  • Wenn ich die neuen HD-Tonformate nicht benötige, aber die höchstmögliche Bildqualität ein "Muss" für mich ist: Brauche ich dann HDMI 1.3? Alle HDMI-Formate können 1.080p-Bildsignale transportieren. Wichtig: Der Kopierschutz HDCP muss korrekt funktionieren, und der Handshake zwischen den Geräten muss korrekt ablaufen, dass von beiden Geräten das entsprechende 1.080p-Signal erkannt wird. Dies ist leider in der Praxis absolut nicht immer gegeben. Gerade bei Komponenten, die automatisch die maximale Ausgabe-Auflösung nach "Rücksprache" mit dem bildausgebenden Gerät ermitteln, kann es oft sein, dass trotz eines prinzipiellen 1.080p-Supports seitens des Bildwiedergabegerätes  nur 1.080i übertragen wird. Und: Mit 1.080p/24 Hz haben gerade ältere /einfache AV-Receiver massive Probleme. 
  • Was ist der Unterschied zwischen Aktiv-HDMI und Passiv-HDMI? Hier handelt es sich nicht um unterschiedliche Normen, sondern nur um HDMI-Kabel mit unterschiedlichen Eigenschaften. Ein HDMI-Kabel, das aktiv ist, verfügt über eingebaut Signal-Repeater, was für eine gleichbleibende Signalstärke auch bei langen Kabelstrecken sorgt. Ein passives HDMI-Kabel, welches das ursprüngliche Signal nicht verstärkt, könnte ab einer bestimmten Länge für einen nicht mehr korrekten Signaltransport verantwortlich sein.

Also: HDMI ist nicht gleich HDMI - hier sollte man genau hinschauen, damit es gerade bei der Verbindung etwas älterer Komponenten miteinander keine Schwierigkeiten gibt.

AV-Receiver/Verstärker und die HDMI-Signalverarbeitung

  • Vorsicht: Gerade ältere oder sehr einfache AV-Receiver unterstützen nur eine Weiterleitung von HDMI-Videosignalen. Die HDMI-Audiosignalausgabe über ein an den AV-Receiver angeschlossenes Mehrkanal-Lautsprechersystem ist nicht möglich.
  • Vorsicht: Gerade ältere oder sehr einfache AV-Receiver verarbeiten zwar 1.080p/60, können aber mit 1.080p/24 nichts anfangen. 
  • Vorsicht: Die meisten AV-Receiver/Verstärker verfügen über ein Menü, in dem die Audiosignalausgabe geregelt wird (über die an den AV-Receiver/Verstärker angeschlossenen Lautsprecher oder aber über einen angeschlossenen TV). Hier muss die richtige Option gewählt werden.
  • Vorsicht: Bevor ich alle HDMI-Eingänge nutzen kann, muss ich sie in den meisten Fällen im entsprechenden Menü des AV-Receivers zuweisen
  • Bezüglich der Akustik klingen bei herkömmlichen Tonformaten die koaxialen oder digitalen Eingänge manchmal besser als der HDMI-Input (mehr Jitter, Zeitlaufffehler im Audiosignal, bei HDMI. Darum gibt es jetzt, z.B. von Denon oder Pioneer, Schaltungen, die eben dies verhindern sollen).

Geräte ohne HDMI-Anschlüsse

Wer einen älteren DVD-Player verwendet, der nicht über einen HDMI-Ausgang verfügt, sollte ein Komponentenkabel (3 Cinchleitungen, nur für die Bildübertragung) einsetzen. Zusätzlich benötigt man für die Tonübertragung ein koaxiales oder optisches Digitalkabel - je nach Anschlussangebot von Player und Receiver. Wer noch einen DVD Audio- und/oder SACD-Player ohne HDMI-Ausgang besitzt, schließt diesen mittels eines 5.1 Kabels am Mehrkanal-Externeingang des AV-Receivers oder -Verstärkers an.

Zu beachten ist:

  • Komponentenkabel übertragen nur Bilddaten. Es muss noch eine separate Leitung für den Ton gelegt werden.
  • Kein AV-Receiver (es gab nur einmal ein paar Geräte von Marantz vor einigen Jahren) verfügt über Scartanschlüsse. Gebräuchlich sind Komponenten- oder S-Videoanschlüsse bei AV-Receivern. Als qualitativ schlechteste Videosignalübertragungsvariante sind auch FBAS-Terminals (gelbe Cinchbuchse) vorhanden. Wer Scartgeräte anschließen möchte, kann das nur mit entsprechenden Adapterkabeln Scart --> FBAS-Video tun. Scart-RGB kann nicht in einen AV-Receiver eingespeist werden. 
  • Auch wenn man manchmal anderes hört: Die Klangqualität bei Verwendung des optischen oder des koaxialen Digitalausgangs ist praktisch identisch. Es ist darauf zu achten, ein Kabel zu verwenden, das eine optimale Kontaktsicherheit garantiert. 
Welche Decoder/Formate/Technologien sind gebräuchlich?

Mittlerweile verfügen gerade teurere AV-Receiver und -Verstärker über eine Vielzahl an Decodern und Technologien - der weniger versierte Anwender weiß mit den vielen Abkürzungen und Funktionen oftmals nur wenig anzufangen. Wir bringen Licht ins Dunkel und zählen die wichtigsten Formate und Technologien auf: 

  • DTS-HD Master Audio: Verlustfreies Komprimierungsverfahren, bitgenaues Decoding bis zu 7.1 diskreten Kanälen (in der Praxis, theoretisch wären noch mehr Kanäle möglich). Übertragung nur mittels HDMI. 
  • DTS-HD Master Audio Essential: Wie DTS-HD Master Audio, nur ohne DTS Neo:6 Decoding. Übertragung nur mittels HDMI. 
  • DTS-HD High Resolution: Verlustbehaftetes Komprimierungsverfahren, somit akustisch nicht so perfekt wie Master Audio, aber höhere Bitrate als herkömmliches DTS. Bis zu 7.1 Kanäle, Übertragung nur mittels HDMI. 
  • DTS-ES Matrix/Discrete 6.1: Erweiterung des bekannten DTS-Formats auf den rückwärtigen Back Surround Kanal (Matrixbasiert oder mit diskretem Back Surround Kanal). 
  • DTS 5.1: Digitales, verlustbehaftet komprimiertes Format mit bis zu 5.1 diskreten Kanälen
  • DTS 96/24: 96 kHz/24-Bit Audioaufnahmen, die Übertragung ist über normale koaxiale oder optische Digitalkabel möglich. 
  • DTS Neo:6: Mit Programmen für Musik und Film wird ein matrixbasiertes Decoding von Stereomaterial generiert, um dieses über ein Mehrkanal-Lautsprechersystem wiederzugeben. 
  • DTS Surround Sensation: DTS 5.1-, 6.1- oder 7.1 Soundtracks werden auf Stereo herunterkonvertiert und mit einer recht ordentlichen virtuellen Surround-Wiedergabe mittels modernem Processing versehen. 
  • Dolby TrueHD: Verlustfreies Komprimierungsverfahren, bitgenaues Decoding mit bis zu 18 Mbps Bitrate und bis zu 7.1 diskreten Kanälen (in der Praxis, theoretisch wären noch mehr Kanäle möglich). Übertragung nur mittels HDMI. 
  • Dolby Digital Plus: Verlustbehaftetes Komprimierungsverfahren, somit akustisch nicht so perfekt wie TrueHD, sehr flexible Bitrate. Bis zu 7.1 Kanäle, Übertragung nur mittels HDMI. 
  • Dolby Digital 5.1 EX: Dolby 5.1 plus matrixbasiertem Back Surround Kanal. 
  • Dolby Digital 5.1: Digitales, verlustbehaftet komprimiertes Format mit bis zu 5.1 diskreten Kanälen
  • Dolby Pro Logic IIz: Neues Dolby-System, ermöglicht bis zu 9.1-Hören, zwei weitere Lautsprecher (Front High), die oberhalb der Frontlautsprecher aufgestellt werden. Die akustische Folge: Eine in der Vertikalen deutlich aufgewertete Front-Klangkulise, wenn z.B. ein Flugzeug von rechts oben nach ganz links unten fliegt, wird dieser Effekt mit PLIIz sehr realistisch wiedergegeben. Nicht nur für Film (Modus Movie), sondern auch fürs Gaming und für die Musikwiedergabe gibt es PLIIz-Betriebsarten. 
  • Dolby Pro Logic IIx: Bis zu 7.1 Kanäle können beschallt werden. Mit den drei Betriebsarten Game, Music, Movie. Die PLIIx Matrix kann für eine 7.1 Wiedergabe von Dolby Digital 5.1 und von DTS 5.1 Soundtracks zusätzlich eingeschaltet werden (geht nicht bei jedem AV-Receiver/Verstärker). 
  • Dolby Pro Logic II: Für Surround-Sound in 5.1 von Stereoquellen. Modi: Movie und Music. 
  • Dolby Headphone: Kopfhörer Surround-Sound mittels spezieller, auf psychoakustischen Grundlagen aufbauenden Dolby Algorithmen - es genügt ein normaler Stereo-Kopfhörer. 
  • THX Surround EX: Aufwändiges THX Post-Processing für eine effektive 7.1 Wiedergabe
  • THX Ultra 2 Plus: Aufwändiges THX Post Processing mit verschiedenen Programmen (Musik, Filmton, Game) für eine beeindruckende 7.1 Wiedergabe von 5.1 Soundtracks (DTS 5.1 und Dolby Digital 5.1). Zusätzlich mit THX Loudness Plus - eine aktive, dynamisch agierende Loudnessfunktion, die bei jeder Hörlautstärke einen gleichbleibend vollen Sound generiert. 
  • THX Ultra 2: Wie Ultra 2 Plus, aber ohne THX Loudness Plus. 
  • Neural THX: Neural THX bietet verschiedene Optionen. So können z.B. Sendeanstalten Sendungen in 5.1 encodieren, diese aber für die normale Übertragung in ein 2-Kanal-Stereo-Signal umwandeln, in dem allerdings die Informationen für ein 5.1 Signal enthalten sind. Verfügt der Receiver zu Hause über einen Neural THX Decoder, so ist dieser in der Lage, aus dem 2-Kanal-Signal ein 5.1-Signal zu generieren. Weitere Möglichkeiten bestehen darin, komprimierte digitale Musikdateiformate (z.B. Internet Radio, Games, MP3) in ein qualitativ gutes 5.1, 6.1 oder 7.1 Signal umzuwandeln. Neural THX Surround ist sozusagen "Dolby Pro Logic fürs Digitalzeitalter". Ebenso wie beim ursprünglichen, analogen Dolby Pro Logic sind die für eine Surroundwiedergabe notwendigen Signalinformationen schon im Quellmaterial enthalten, für eine einfachere Übertragung werden sie durch technische Tricks einem normalen Stereosignal hinzugefügt.
  • Audyssey DSX: Bei Dolby Pro Logic IIz gibt es nur die Möglichkeit, zwei zusätzliche Front High Lautsprecher aufzustellen. Bei Audyssey DSX besteht die Option, entweder zwei frontale Lautsprecher oberhalb der beiden Front L/R-Boxen aufzustellen oder aber zwei zusätzliche Boxen, die durch die Platzierung links und rechts von normalen Frontlautsprecher für eine noch größere Breite des Klangfelds sorgen. Bei beiden Betriebsarten bleiben die normalen 2 Back Surround Lautsprecher erhalten. Wer auf diese verzichten kann oder möchte, kann auch beide zusätzlichen Frontlautsprecherpaare montieren, eines für die Verbreiterung der Klangbühne und ein weiteres Paar als Front High Lautsprecher - hier ist Audyssey DSX enorm flexibel. 
  • Audyssey Dynamic EQ: Gleicht die lautstärkebedingte, differenzierte Wahrnehmung von unterschiedlichen Frequenzen aus und arbeitet somit wie eine aktive Loudnessregelung. Auch Bassanteile, die normalerweise beim Hören mit geringem Pegel zurückversetzt sind, klingen voll und gleichberechtigt.
  • Audyssey Dynamic Volume:  Dynamic Volume arbeitet wie ein Kompressor, gleicht Dynamik Maxima und Minima zugunsten einer homogenen Lautstärkeverteilung aus.

Wirklich wichtig sind die Decoder für die neuen HD-Tonformate (Dolby TrueHD, Dolby Digital Plus, DTS-HD High Resolution Audio, DTS-HD Master Audio). Besonders mit den beiden verlustfrei komprimierten Formaten erreiche ich eine deutlich bessere Klangqualität, allerdings unter der Voraussetzung, dass ich ein hochwertiges Lautsprechersystem einsetze, welches die theoretischen Benefits auch in der Praxis umsetzt. Hier einige Tipps relativ preisgünstiger Lautsprechersets, die schon einen Teil der Vorzüge der HD-Tonformate herausarbeiten können:

Welche klanglichen Vorzüge besitzen die neuen HD-Tonformate Dolby TrueHD und DTS-HD Master Audio?

  • Bessere Grobdynamik
  • Bessere Feindynamik
  • Mehr Brillanz und Transparenz
  • Sauberer gestufter Bassbereich
  • Bessere Unterscheidungsfähigkeit akustischer Ebenen, dadurch mehr räumliche Tiefe

Interessant sind auch die neuen Technologien Dolby Pro Logic IIz und Audyssey DSX - aber sie sind kein "Must have". Man erhält ein noch intensiveres Klangbild mit enormer Räumlichkeit. Sehr zu loben ist Neural THX - dieser Surround-Aufpolierer klingt enorm neutral, beeindruckt mit feinfühliger Klangverteilung und zupackendem, präzisen Bass - ein echter Zusatznutzen. 

AV-Receiver/Verstärker und die Videofunktionalität

Moderne AV-Receiver bieten auch die Möglichkeit zur Verteilung und Bearbeitung von Videosignalen. Meist sieht das Gebotene bei Geräten bis zu 400 EUR wie folgt aus:

  • HDMI-Videosignale werden von den Eingängen entgegen genommen und 1:1 weitergeleitet
  • Meist wird mittlerweile auch die Weiterleitung von 1080p/24 Hz-Signalen ermöglicht. 
  • Bei manchen Geräten können analoge Videoeingangssignale digitalisiert, das heißt analog-digital gewandelt werden. Die Ausgabe erfolgt dann über den HDMI-Ausgang. Ansonsten wird nichts am Signal verändert (kein Scaling, kein De-Interlacing). 

Teurere Geräte zwischen 500 und 1000 EUR weisen zusätzliche Videofunktionalitäten auf:

  • De-Interlacing analoger Eingangssignale und Ausgabe über HDMI. Aus 480i/576i analog wird 480p/576p digital. 
  • Upscaling/De-Interlacing analoger Eingangssignale und Ausgabe über HDMI. Ausgegeben werden 720p, 1080i, manchmal auch 1080p
  • Manchmal gibt es einen kleinen Video-EQ (für die Basisparameter Schärfe, Helligkeit, Farbe, Rauschfilter).

Wenn man ältere oder sehr einfache Zuspieler verwendet (z.B.älteren Satellitenreceiver, preiswerten DVD-Player) ist es sinnvoll, das De-Interlacing und Upscaling dem AV-Receiver zu überlassen. Meist sind die Scaling- und De-Interlacingeinheiten in Bildwiedergabegeräten bis zur Mittelklasse ebenfalls nicht besonders überzeugend, so dass die oftmals recht ordentlichen Bildsignalaufbereitungsmöglichkeiten in den AV-Receivern sogar die erste Wahl sind. Nicht möglich ist in dieser Preisklasse die Aufbereitung eingehender digitaler HDMI-Signale. Diese können nur 1:1 durchgeleitet werden. 

Besonders hochwertige Geräte ab 1000 EUR können noch mehr:

  • De-Interlacing und Upscaling auch von Signalen, die über die digitalen HDMI-Eingänge eingespeist werden (bis 1080p, viele Anbieter)
  • Exakte bearbeitung des Videosignals mittels umfangreichem Video-EQ (z.B. Onkyo, Pioneer)
Weitere Zusatzfunktionen, z.B. Netzwerkfunktionalität, Multiroom oder iPod-Einbindung?

Hier sind folgende wichtige Zusatzfunktionalitäten aufzuführen:

  • iPod-Einbindung. Mittels eines speziellen Kabels (Pioneer) oder mittels optional erhältlicher Dockingstationen (z.B. Denon, Onyko, Harman Kardon, Yamaha) kann der iPod in die AV-Anlage eingebunden werden. Die Steuerung des iPods erfolgt dann über die Fernbedienung des AV-Receivers und über dessen Display bzw. OSD. 
  • Aufpolierer für komprimierte Musikformate: Viele AV-Receiver (z.B. von Pioneer, Denon, Onkyo oder Yamaha) bringen spezielle Programme mit, die sich um die akustische Aufpolierung von stark komprimierten Musikdateiformaten kümmern (MP3, AAC, WMA etc.). Das Ergebnis ist ein klarerer Hochtonbereich, eine bessere Unterscheidungsfähigkeit akustischer Ebenen, mehr Transparenz im Gesamten und ein Bass mit mehr Struktur. 
  • Multiroom: Möchte ich den AV-Receiver oder -Verstärker in mehreren Hörzonen nutzen, empfiehlt sich die Multiroom-Funktion. Manchmal können bei 7.1-Geräten die beiden Surround Back Endstufen, sollten sie in der Haupthörzone nicht benötigt werden, für die Stereo-Beschallung einer 2. Hörzone genutzt werden. Im Menü des Gerätes kann man eine entsprechende Zuweisung vornehmen. Ansonsten besteht über einen Vorverstärkerausgang die Möglichkeit, externe Endstufen für die 2. Hörzone anzuschließen. High Tecg AV-Verstärker und -Receiver bieten Audiosupport für bis zu 4 (!) Hörzonen und meist für mindestens 2 Hörzonen auch Videosupport (Komponente/FBAS-Cinch). Mittels Multiroom ist es z.B. möglich, in einem Zimmer einen Film anzuschauen und in einem anderen Radio zu hören - es ist kein Problem, unterschiedlichen Hörzonen verschiedene Quellen zuzuordnen. 
  • Netzwerkfunktionalität: Mittels eines Netzwerkanschlusses kann ich einen AV-Receiver in mein Heimnetzwerk einbinden - für versierte Anwender mit PC-Kenntnissen mittlerweile kein Problem mehr. Dann kann man auf verschiedene Musikdateien vom heimischen PC zugreifen, oder aber auch das Internet Radio mit großer Stationsvielfalt aus "aller Herren Länder" nutzen. 
  • DSP-Programme: Für die akustische Aufbereitung spezieller Inhalte (Opernmusik, Rockmusik, TV-Shows, Sportsendungen, Monoausstrahlungen) bieten viele AV-Receiver und -Verstärker verschiedene Programme an - mittlerweile sind nicht nur bei den DSP-"Meistern" von Yamaha, sondern auch z.B. bei Pioneer oder Sony wirklich gute DSPs mit an Bord.
  • Front Bi-Amping: Wer besonders leistungsfähige Frontlautsprecher einsetzt, kann in vielen Fällen die Endstufen für Back Surround anders anwenden: Beim Front Bi-Amping stehen pro Frontlautsprecher zwei Endstufen zur Verfügung. 
  • Manueller EQ: Hier kann man sich mittels eines manuellen Equalizers ein eigenes Klang-Setup basteln - für Anwender mit akustischer Erfahrung ein schönes Werkzeug.
  • Beinahe alle AV-Receiver ab der Mittelklasse bieten die Möglichkeit, die Eingänge umzubenennen. 

Die Einbindung des iPods macht in Anbetracht der immer größeren Verbreitung durchaus Sinn. Sehr lobenswert ist die Initiative von Pioneer, die anstatt teurer optionaler Dockingstationen auf mitgelieferte, preiswerte Verbindungskabel zwischen iPod und AV-Receiver setzen. Die verschiedenen Aufpolierer für komprimierte Dateiformate arbeiten meist sehr ordentlich und sichern einen klareren und detaillierteren Sound. Je nach Anwenderprofil können auch Multiroom-Funktionen, DSP-Programme oder Netzwerkfunktionalitäten von Nutzen sein

Wie läuft das Setup bei einem AV-Receiver/Verstärker ab?
  1. Auspacken und Aufstellen - Achtung: Der AV-Receiver oder Verstärker braucht "Luft zum Atmen", daher sollte er nicht "eingepfercht" werden, sondern möglichst frei stehen.
  2. Anschließen der Lautsprecher und Zuspieler mittels der fürs jeweilige Gerät optimalen Verbindungen
  3. Auto Setup und Room EQ: Nahezu jeder aktuelle AV-Receiver verfügt über ein Lautsprechereinmesssystem mit Room EQ-Funktion. Dieses hat folgende Aufgaben: 1. Festlegung der Basisparameter (Lautsprechergröße, Lautsprecher-Entfernung vom Hörplatz, Lautsprecher-Pegelangleich), 2. Equalizing. Hier wird, bezugnehmend auf die akustischen Eigenschaften des Hörraums, eine Anpassung bezüglich der Frequenzkurven vorgenommen, damit der AV-Receiver mit dem angeschlossenen Lautsprechersystem im jeweiligen Hörraum optimal klingt. Moderne Einmesssysteme messen nicht nur an einer Haupt-Hörposition, sondern an bis zu acht Hörpositionen ein. Mittels des On Screen Displays des AV-Receivers/Verstärkers wird der Anwender durch alle Bedienschritte automatisch geführt. Wichtig: Das mitgelieferte Mikrophon sollte an jedem Hörplatz in Ohrhöhe aufgestellt werden. Praktisch sind Mikrophone, die ein Gewinde zur Anbringung auf einem handelsüblichen Fotostativ ermöglichen. Während des Einmessvorgangs solte absolute Ruhe im Hörraum herrschen.  Zu den Ergebnissen: Moderne Einmessysteme arbeiten in vielen Fällen recht präzise. Sie erkennen die Boxengröße, die Entfernung jedes Lautsprechers zum Hörplatz ziemlich genau. Bei der Einpegelung ist zu beachten, dass der aktive Subwoofer manchmal gern zu leise eingepegelt wird. Auch bei Dipolen (geringerer Wirkungsgrad) ist die Einpegelung nicht immer korrekt. Hier sollte man manuell nachkorrigieren. Die Auswirkungen des Equalizings sind teilweise positiv und teilweise negativ. Sehr gut: Es wird meist ein in sich geschlossenes Klangbild sicher gestellt, mit harmonischer Charakteristik und fließenden Front-Surround-Übergängen. Nachteil: Im Vergleich zur Einstellung ohne Room EQ (EQ Off) gehen Brillanz im Hochtonbereich, Feindynamik und Transparenz verloren. Bei sehr guten Einmess-/EQ-Systemen allerdings nur sehr wenig. 
  4. Zuweisung der Eingänge

Bei teureren Geräten können anschließend noch eingangsselektiv Hörmodi bestimmt werden, zudem kann man sich der Videosignalverarbeitung und den Netzwerk- oder Multiroom-Funktionen widmen. 

Fazit

Mit etwas Zeit und Geduld ist es gar nicht so schwierig, den für die eigenen Bedürfnisse passenden AV-Receiver zu finden. Man sollte aber nicht nur kurz- sondern auch langfristig denken und nicht an der Ausstattung sparen. Es kommt günstiger, sich gleich ein reichhaltig sowie praxisgerecht ausgestattetes Modell zu kaufen als ein sehr preiswertes Gerät, dessen Equipment schon nach sechs Monaten nicht mehr ausreicht. 

Text: Carsten Rampacher
20. Mai 2009