XXL-TEST: Mitsubishi Full-HD Heimkino-Projektor HC 6800 - preiswerter Bildwerfer fürs Wohnzimmer?

16.12.2009 (cr/th)

Einführung

Mitsubishi ist seit vielen Jahren aktiv auf dem Markt für Heimkino-Projektoren vertreten und genießt einen tadellosen Ruf als Hersteller von sehr gut ausgestatteten Beamern mit einem hervorragenden Preis-Leistungsverhältnis. Dabei steht für die Japaner nicht der High-End-Kunde, sondern der ambitionierte Hobbyist mit seinen speziellen wie unterschiedlichen Bedürfnissen im Focus der Produktentwicklung. Dieser Tradition will auch der aktuelle Full-HD-LCD-Beamer Mitsubishi HC 6800 folgen. Im breit aufgestellten Portefeuille will er eine spezielle, oft vergessene aber nicht kleine Klientel bedienen: Nicht jeder Freund des großen Bildes verfügt über seine eigene schwarze Höhle oder die Option den Wohnraum ausschließlich nach audio-visuellen Gesichtspunkten einzurichten. Oft muss mit weißen Wänden oder einer Kompromiss behafteten Aufstellung gekämpft werden, die Optik des Gerätes spielt eine Rolle und der Preis darf auch nicht überzogen sein. Der Mitsubishi HC 6800 soll auf die Anforderungen heller Räume abgestimmt sein und verfügt über eine flexible Justage der Optik, steckt in einem optisch ansprechendem Gehäuse und ist mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 2.499,- EUR noch erschwinglich. Ob der Beamer die Anforderungen der anvisierten Zielgruppe erfüllt, möchten wir in folgendem Test klären.

Verarbeitung

Elegant geformtes Gehäuse

Akkurate Passung der optischen Einheit

Konstantes Spaltmaß und fein justierbare Gerätefüße

Luftauslass an der Seite - Die warme Abluft strömt nicht in die Projektionsachse

Mitsubishis HC 6800 kommt in einem elegant geschwungenen Gehäuse daher. Über Geschmack kann bekanntlich nicht gestritten werden - unserer Redaktion hat die Form des Japaners sehr zugesagt, da sie auch die Größe von 42,7 x 44 x 17,5 cm (BxTxH) kaschiert. Einen weiteren Beitrag hierzu leistet die schwarze Farbe. Zur besseren Wohnraumintegration bietet Mitsubishi den 7,5 kg schweren HC 6800 zukünftig auch in weißer Ausführung an. Die Qualität der Gehäuseverarbeitung liegt auf einem hohen Niveau: Die Kunststoff-Schalen sind akkurat geformt und gearbeitet, keine Kante weist Grate oder ähnliches auf, die Passungen und Spaltmaße sind exakt und die Haptik des verwendeten Materials wirkt gediegen. Die Integration der tief liegenden Optik macht einen organischen Eindruck und bietet dieser Schutz. Das Positionieren einer anarmorphotischen Vorsatzlinse wird so allerdings erschwert. Eine wasserebene Ausrichtung ist dank der rutschfest ausgeführten, leicht schraubbaren Standfüße schnell möglich. Das Anschlussterminal ist sehr fest verschraubt, was auch für die gesondert befestigten Anschlussbuchsen gilt. Ein stabiler Sitz der Kabel scheint auf Dauer garantiert, ohne dass es zu Aushebelungen kommt. Hinter den Blenden, im Lampenschacht und bei den Verriegelungen schien die optische Anmutung nicht mehr primäres Entwicklungsziel gewesen zu sein - was verständlich und verzeihlich ist, da die mechanische Qualität weiter über Zweifel erhaben ist. An dieser Stelle ist vorweg zu nehmen, dass der Lampentausch unproblematisch und ohne große Gefahr für das Leuchtmittel von jedermann vollzogen werden kann. Die mitgelieferte Fernbedienung bietet eine ergonomische Formung der Unterseite, wodurch sie sehr gut in der Hand liegt. Das Material fällt in keiner Weise auf, weder negativ noch positiv und der Druckpunkt ist gut definiert. Wir haben in unserem Test eine dedizierte Beleuchtungstaste vermisst - es ist irgendeine Taste zu drücken um die Beleuchtung der Fernbedienung zu aktivieren. Dank ihrer starken und breiten Abstrahlung sieht man sich hier durch häufiger mit Einblendungen des Gerätes konfrontiert als gewünscht. 

Gesamtnote Verarbeitung in Relation zur Preisklasse: Hervorragend

Die Luftführung um die Lampe

Der Lampenschacht in voller Tiefe

Das Leuchtmittel in der Draufsicht ... 

... und im Profil mitsamt Fassung und Schachtabdeckung.

Anschlüsse

Gutes Anschlussangebot

Die Anschlusssektion präsentiert sich gut bestückt. Es finden sich zwei HDMI-Eingänge, ein Komponenteneingang, ein VGA-Eingang, ein S-Video- sowie ein FBAS-Eingang. Ebenfalls vorhanden ist eine RS232- und eine Trigger-Schnittstelle. Es werden folgende Video-Formate entgegen genommen:

• 480i/p 
• 576i/p 
• 720p  
• 1080i 50 /60 
• 1080p 60 / 50 / 24 
• NTSC/NTSC4.43 
• PAL, PAL-M, PAL-N, PAL-60
• SECAM 

Gesamtnote Anschlüsse in Relation zur Preisklasse: ausgezeichnet.

Mechanische Bildjustage

Motorisch gesteuerter Lensshift, Zoom und Focus

Gerade in Wohnräumen ist die Integration eines Projektors häufig mit Kompromissen seitens der Positionierung verbunden und lässt viele potentielle Kandidaten ausscheiden. Der Mitsubishi HC 6800 zeigt sich durch seinen vertikalen wie horizontalen Lensshift und den Zoom sehr flexibel in der Aufstellung: Vertikal kann die Projektion um je 75% der Bildhöhe stufenlos nach oben oder unten versetzt werden und horizontal um je 5% der Breite. Ein unebener Stand kann durch die präzise ein zu stellenden Gerätefüße in akzeptablen Maßen ausgeglichen werden. Bezüglich der Projektionsdistanz bietet der HC 6800 eine passable Flexibilität: Für ein 2m breites Bild hat der Beamer zwischen 2,85 und 4,52m vor der Leinwand aufgestellt zu werden, was einer Throw Ratio (Abstand der Projektion geteilt durch Bildbreite) von 1,42 bis 2,26 entspricht. Der Zoom-Faktor beträgt 1,6. Diese Zahlen sind jedoch nicht das, was uns wirklich begeistert hat. Die Fähigkeit Lensshift (in beiden Achsen), Zoom und Focus motorisch per Fernbedienung, erst in einem groben und dann in einem feinen Modus, von der Couch aus zu justieren, hat uns sehr gut gefallen. Speziell der separate Modus zur Feinjustage erlaubt es das Bild sehr genau einzurichten. 

Gesamtnote Bildjustage in Relation zur Preisklasse: überragend

Ausstattung, Menü, Setup und Ausstattung

Mitsubishis HC 6800 verfügt über einige Ausstattungsmerkmale, die aufhorchen lassen - insbesondere dann, wenn man die Preisklasse ins Kalkül zieht. Zum einen ist hier der HQV Reon Video-Bearbeitungs-Chip zu nennen, welcher uns schon in vielen anderen Komponenten begeistern konnte. Da es sich bei diesem Chip um einen für jeden Gerätehersteller individualisierbaren Baustein handelt, wird sich die Umsetzung im HC 6800 beweisen müssen. Zum anderen sind wir auf die Performance der Diamond-Black-Auto-Iris sehr gespannt. Sie regelt in Abhängigkeit der Helligkeit der Bildinhalte die Öffnungsweite der Iris und soll so Einfluss auf die Kontrastwerte nehmen. Auf beide Ausstattungs-Highlights werden wir gesondert in der Bildwertung eingehen. Die verbaute Quecksilberdampflampe soll im Standard-Mode bei Abgabe von 170W 2000 Stunden und im Low-Mode bei 136W bis zu 4000 Stunden halten.  

Das Menü zeigt sich wie von Mitsubishi gewohnt übersichtlich und ansehnlich. Auf oberster Ebene ist zwischen den Reiterkarten Bildeinstellung, Installation, Optionen, Signal und Informationen zu wählen.  

Das Menü "Bildeinstellung" 

Im Untermenü "Bildeinstellungen" findet sich als erster Punkt der Gamma Modus. Die vorgefertigten Kennfelder Sport, Video, Kino und Auto stehen zur Wahl. Im Auto-Mode wird die Gamma Kurve in Abhängigkeit der Irisstellung und der eingehenden Signale dynamisch berechnet. Die Modi Sport und Video hinterließen in unseren Testreihen keine überzeugenden Eindrücke im Gegensatz zu dem sehr gut durchzeichnendem Modus Kino. Dieser war auch die Basis für unsere Versuche der Individualisierung. Der HC 6800 bietet für alle drei Farbkanäle drei Gamma-Justageregler (High/Mid/Low), welche in ihrer Wirkweise sehr dezent bis wirkfrei sind. Die von +30 bis - 30 reichenden Regler für Helligkeit und Kontrast arbeiten fein gestuft. Die Farbtemperatur kommt der Norm D65 im Preset Standard sehr nahe und lässt sich effizient wie feinfühlig durch das Farbmanagement kalibrieren - für die Farbkanäle Rot, Grün und Blau lassen sich sowohl Helligkeit als auch Kontrast getrennt einstellen. Um Überschärfungen und Doppelkonturen zu vermeiden, sollte man bei Umgang mit dem Schärferegler Vorsicht walten lassen. Bei den Sonderfunktionen ist die Aktivierung und Betriebseinstellung der dynamischen Iris zu finden wie auch die sehr geniale Funktion "Vertikale Position". Hinter diesem sich nicht selbsterklärenden Begriff versteckt sich ein digitaler vertikaler Lensshift, der den eingehenden Bildinhalt um bis zu 26 Pixel nach oben oder unten pixelgenau auf dem LCD-Panel verschieben kann. Häufig variiert die vertikale Position eines Cinemascope-Bildes nach dem Mastering von Studio zu Studio, was Nutzern von Kaschierungen Probleme bereitet. Mittels der "Vertikalen Position" lässt sich das Bild wieder in den Kasch schieben, ohne dass skaliert werden muss. Sämtliche Einstellungen lassen sich in drei Speichern ablegen. 

Der "digitale Lensshift" und die Auto Iris

Variable Gammajustage pro Farbkanal

Das Untermenü "Installation" beherbergt Optionen wie die Trapez-Korrektur, den Lampenmodus (Tief/Standard), Auto Power On und Off, Triggersteuerung und die Bildlage (Front- oder Rückprojektion, Tisch- oder Deckenmontage).

Im "Optionen"-Menü finden sich für den Heimkino-Anwender zwei sehr interessante Aspekte: Mit Hilfe der "Voreinstellung" lässt sich der Schwarzwert in Abhängigkeit des Eingangssignals regeln. Besondere Erwähnung verdient der Punkt "Bildformat". Neben 4:3, 16:9 und zwei Zoom-Einstellungen finden sich die Auswahlmöglichkeiten Anamorph 1 und 2, welche die Anschaffung externer Scaler für viele Interessierte überflüssig machen. Cinemascope-Bilder sind auf der Blu-ray im Letterbox-Format gespeichert, was bedeutet, dass die schwarzen Balken fest in das im 16:9-Format vorliegende Bild integriert sind. Die LCD-Panels des Mitsubishi HC 6800 sind hingegen, wie die aller Konkurrenten, im 16:9 Format und müssen bei Scope-Filmen ein Drittel der Fläche schwarz schalten und hierdurch ein Drittel der Lampenleistung, der Helligkeit ungenutzt lassen. Mit Hilfe von anamorphotischen Vorsatzlinsen, wie z.B. einer ISCO II, lassen sich vertikal gestreckte Bilder horizontal um den Faktor 1.33 entzerren. Das Ergebnis dieser kombinierten Ver- und Entzerrung ist die Nutzung des vollen Panels und damit der gesamten zur Verfügung stehenden Helligkeit. Bisher war die Anschaffung zusätzlicher, externer Gerätschaften für die vorsätzliche Verzerrung in der vertikalen von Nöten, einhergehend mit sehr hohen Kosten - der Modus Anamorph 1 macht dies überflüssig. Die Nutzung einer anamorphotischen Vorsatzlinse verlangt einen korrekten Abgleich zwischen dieser und der Optik des Beamers um Kissenverzerrungen zu verhindern. Aus diesem Grund sind viele Nutzer nicht gewollt die Linse zu verschieben. Da sie aber dauerhaft um "entzerrt" werden Bilder im 16:9-Format zu breit dargestellt. Um diesem entgegen zu wirken bietet der HC 6800 die Möglichkeit im Modus Anamorph 2 eine horizontale Stauchung durchzuführen. Dieser Sachverhalt klingt kompliziert und ist ohne eigene Erfahrung schwer zu veranschaulichen - Eine Chance, die Mitsubishi mit einer äußerst gelungenen grafischen Aufbereitung auf Seite 20 der Bedienungsanleitung, genutzt hat (Download auf der Homepage im PDF-Format). 

Hier versteckt sich die geniale Skaling-Funktion zur Nutzung von Anamorphoten

Unter dem Menüpunkt „Signal“ kann man mittels Vollbild den Overscan einstellen, im Bereich von 90 bis 100%. Die "Informationen" geben Auskunft über den aktuellen Betriebsstatus, die Lampenlaufzeit und das eingehende Signal.

Alle relevanten Statusinformationen auf einen Blick

Fazit: Der sehr umfangreich ausgestattete Mitsubishi HC 6800 sticht aus der Preisklassen-Konkurrenz heraus. Das vollständige Farbmanagement ist immer noch nicht selbst verständlich anzutreffen und der digitale Lensshift ist eine wahre Rarität. Die Option zur vertikalen und horizontalen Skalierung des Bildes zur Nutzung eines Anamorphoten ist ein Highlight, dass auch nur sehr wenige teurere Beamer mitbringen. Überragend.

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