TEST: 5.0-Lautsprecherset Jamo S 426 HCS 3 - Surround-Schnäppchen für 399 EUR

01. März 2010 (cr)

Einführung

Tadelloses Surround- und Stereo-Feeling für unter 400 EUR - das Jamo 5.0-Heimkinosystem S 426 HCS 3 in 5.0-Konfiguration soll dies ermöglichen. Anstatt ein kleines Sub-/Sat-System zu offerieren, geht Jamo den anderen Weg und fügt dem Set zwei Standlautsprecher vom Typ S 426 bei. Diese Zweiwege-Bassreflexlautsprecher kommen mit zwei 140 mm Basschassis und sollen dank hoher Effizienz einen aktiven Subwoofer zumindest für Anwender, die z.B. in einer Mietswohnung leben oder aber nicht so Pegel-verrückt sind, überflüssig machen. Etwas Kraft sollte der angeschlossene AV-Receiver aber schon mitbringen - ein Wirkungsgrad von 89 dB (2,83 V 1 m) entspricht nur gutem Durchschnitt. Dafür weisen die beiden S 426 eine Langzeit-Belastbarkeit von 100 und eine kurzzeitige Belastungsobergrenze von 140 Watt auf. Ergänzt wird das Set vom S 420 CEN Centerlautsprecher, der mit einer langzeitigen Belastbarkeit von 80 und einer kurzzeitigen maximalen Belastbarkeit von 120 Watt aufwartet. An Front- und Centerlautsprecher kann man dank der Schraubanschlüsse auch Bananenstecker problemlos anschließen. Lediglich die S 420 Surround Lautsprecher haben nur Lautsprecheranschluss-Klemmen - dafür sind die kleinen Surrounds sehr kompakt und auch unter beengten Verhältnissen problemlos zu stellen. Bei den Rears stehen 60 Watt als langfristige und 100 Watt als kurzzeitige maximale Belastbarkeit im Datenblatt. Was das preiswerte Set in der Praxis leistet, lesen Sie im folgenden Bericht.

Verarbeitung und Technik 

Ordentliche Verschraubung der Chassis

Schraubanschlüsse bei Center und Fronts

Klemmanschlüsse bei den Rears

Gerundete Ecken

Chassis

Kompakter Center

Füße der Fronts

Für den schmalen Preis kommt das Set mit ordentlicher Verarbeitung daher. Insbesondere Front- und Centerlautsprecher erscheinen solide gemacht. Das Innenleben ist zwar preisklassengemäß einfach gehalten, weist aber keine groben Schnitzer hinsichtlich der gebotenen Verarbeitungsqualität auf. Die aus Stoff bestehenden Frontgitter sitzen faltenfrei. Die gerundeten Gehäusekanten an allen Boxen sorgen für eine minimierte Verletzungsgefahr beim Aufstellung, zudem wirkt die Optik im Detail dadurch edler. Die Frontlautsprecher ruhen auf einem relativ soliden Unterbau. Während die S 426 als Bassreflexbox ausgeführt ist, sind S 420 CEN sowie S 420 SUR geschlossene Konstruktionen. Vorteil: Man kann die Schallwandler ohne Schwierigkeiten wandnah aufstellen. Bei den Rears ist auch gleich eine Wandhalterung integriert. Nachteil der geschlossenen Konstruktion ist der relativ geringe Wirkungsgrad von 86 dB (Surrounds) bzw. 87 dB (2,83 V @ 1m). Alle Lautsprecher weisen eine Impedanz von 6 Ohm auf. Die Frequenzobergrenze liegt bei allen Komponenten bei 20.000 Hz, die unterste Frequenz, die wiedergegeben wird, beträgt 48 Hz bei den S 426, 90 Hz beim S 420 CEN sowie ebenfalls 90 Hz bei den S 420 SUR. Die Frontlautsprecher bringen als Bestückung einen 25 mm Hochtöner sowie zwei 140 mm Tieftöner mit. Der identische Hochtöner ist auch im Center und in den Surroundboxen verbaut. Im Center sitzen außerdem zwei 89 mm Tieftöner, in den Surrounds jeweils ein 89 mm Tieftöner. Die Frontlautspecher bringen es auf ein Gewicht von 8,7 kg pro Stück und sind mit Abmessungen von 910 x 180 x 238 mm (H x B x T) gut unterzubringen. Der 1,83 kg wiegende Center misst in der öhe 118 mm, in der Breite 340 mm und in der Tiefe 125 mm. Die 1,05 kg schweren Rears sind 215 mm hoch, 118 mm breit und 125 mm tief. Das LS-System ist wahlweise in Black Ash oder in Wenge erhältlich. 

Gesamtnote in Relation zur Preisklasse: Ausgezeichnet.

Testequipment
Klang

Stereo

  • Orff, Carmina Burana: Die preiswerten S 426 Frontlautsprecher schlagen sich hier alles andere als schlecht. Natürlich kann man nicht erwarten, dass alle akustischen Ebenen perfekt durchmodelliert werden, aber mit Nachdruck und guter Raumwirkung machen sich die Jamo Schallwandler dynamisch ans Werk. Überrascht hat uns, wie gut die Choralelemente betont werden. Die immensen Dynamiksprünge werden prima gemeistert. Der Hochtonbereich präsentiert sich als ausreichend lebendig, allerdings bleibt er lieber auf der "sicheren Seite", was wir in Anbetracht der Preisklasse auch als gerechtfertigt ansehen. Es fehlt zwar etwas an Strahlkraft, dafür aber ist die Hochtonwiedergabe auch bei deutlich gehobenem Pegel immer noch angenehm und weder schrill noch spitz. Die Stimmwiedergabe ist tadellos, auch die Anbindung des Mitteltonbereichs an den Bassbereich wird als gelungen wahrgenommen. 
  • Blank&Jones, Flying to the Moon: Der Anfang kommt kraftvoll und räumlich zur Geltung. Beeindruckt haben uns Tiefgang und Nachdruck bei der Basswiedergabe Wer auf die Wiedergabe tief unten liegender, subtiler Bassanteile verzichten kann, wird auch ohne aktiven Subwoofer glücklich. Der Sound löst sich außerdem erstaunlich gut von den S 426 und verteilt sich homogen im Hörraum. Effekte werden dynamisch verteilt, die oberen musikalischen Ebenen stellten die Frontlautsprecher im Stereobetrieb selbst bei stark gehobenem Pegel anstandslos dar - überhaupt gefällt die Pegelfestigkeit, gepresst oder angestrengt erscheint die Wiedergabe auch dann nicht, wenn die Schallgrenze "Zimmerlautstärke" schon geraume Zeit überschritten wurde. 

Mehrkanal

  • GI Joe, Kapitel 2, DTS-HD Master Audio englisch: Die Fluggeräusche der Armeehelikopter kommen gut zum Ausdruck, es fehlt nur in den oberen Mitten etwas an Nachdruck. Sehr gut übertragen die Jamo Boxen die Funksprüche - man merkt deutlich, dass über Funk kommuniziert wird. Als urplötzlich das schwer bewaffnete Fluggerät von Cobra auftaucht, ist das Jamo Set sofort zur Stelle und verleiht der aufkeimenden Effektgewalt durch die nachdrückliche Wiedergabe Gestalt. Auch die verzweifelten Fahrmanöver am Boden werden realitätsnah erfasst. Selbst die Stimmen sind gut verständlich, wirken weder zu vordergründig noch zu weit in den Hintergrund gerückt. Nur dem Music Score fehlt es ein wenig an Ausdruckskraft und Prägnanz, er erscheint etwas oberflächlich und zweidimensional. Die Feuergefechte am Boden weisen dafür Kraft und Räumlichkeit auf. Zudem arbeiten die Jamo Boxen recht impulstreu, auch im Bassbereich kommt es nicht zu Verzögerungen. Als die GI Joe-Krieger auftauchen, wird das Effektgeflecht noch intensiver, trotzdem behalten die Jamo Schallwandler den akustischen Überblick. Die Geräusche der Spezialwaffen sowie der Klang niederprasselnder Gesteinsbrocken kommen für die Preisklasse gelungen zum Ausdruck. Auch Kleinigkeiten wie das Durchladen der Waffen berücksichtigt das Jamo-System. Stimmen sind gut verständlich, gerade Frauenstimmen aber erscheinen etwas dumpf. 

Gute Räumlichkeit bei den kleinen Surroundlautsprechern

Center mit einer tadellosen Verständlichkeit bei der Stimmwiedergabe

  • Andrea Bocelli, Vivere- live in Tuscany, Melodramma, PCM 5.1: Die Stimme Andreas zu Beginn kommt prima heraus, nur vokale Details werden - selbstverständlich in Anbetracht der Preisklasse - nicht alle erfasst. Das Vogelzwitschern und das Glockenläuten im Hintergrund stellt das Jamo-Ensemble zwar dar, es fehlt aber etwas an Durchzeichnung. Als mit einem Dynamiksprung dann das Concerto beginnt, überzeugt das HCS-Set erneut, der dynamische Unterschied wird glaubwürdig herausgearbeitet. Die Räumlichkeit während des Konzerts ist erstaunlich - sogar die recht kleinen Surroundlautsprecher erzeugen einen nachvollziehbaren Raum. Bei der Stimmwiedergabe wird natürlich deutlich, dass der Center größere Defizite hinsichtlich des Gehäusevolumens im Vergleich zu den S 426 Frontlautsprechern aufweist, diese fallen aber weitaus weniger ins Gewicht, als wir erwartet hätten. Lediglich bei hohem Pegel dann erscheint die Wiedergabe des Centers etwas komprimiert. Prima modelliert das S 426 HCS 3 selbst die Streicher heraus, diese klingen zwar nicht allzu detailliert, dafür harmonisch und angenehm. Das Gleiche gilt auch fürs Piano. 
  • Baraka, ab Filmbeginn, DTS-HD Master Audio: Gleich zu Beginn werden die subtilen Klänge ansprechend erfasst, der nach kurzer Zeit ertönende, einzelne Bassschlag kommt gut zur Geltung. Das Pfeifen des Windes erscheint etwas zu distanziert, während der Nachhall der Flötenklänge ordentlich herausgestellt wird. Im 2. Kapitel - Lhasa/Tibet - fehlt es ganz unten im Basskeller etwas an Fundament. Hier wäre für den Tiefbassliebhaber ein zusätzlicher aktiver Subwoofer fällig. Fernab dieses Höreindrucks aber punktet das Jamo-Set auch in dieser Sequenz, denn selbst kleinere Einzelheiten wie Glockentöne im Hintergrund oder flatternde Vögel werden erfasst und dynamisch präsentiert, ebenso das Fegen einer alten Frau mit einem Reisigbesen. Der sich langsam aufbauende, mystische Music Score wird bilanzierend treffsicher erfasst. Im 5. Kapitel wird eine Vulkanlandschaft gezeigt, dazu kommt aus akustischer Sicht ein unerbittlicher, harter Basseinsatz. Die kraftvollen Bassschläge werden überraschend sauber und voluminös in den Hörraum getragen, der Rhythmus kommt sehr gut zum Ausdruck. Center und Fronts bilden bei normalen Pegeln eine tonale Einheit, in diese fügen sich auch die kompakten Surroundboxen gut ein.

Grundparameter

  • Tonalität: Relativ neutral, etwas füllig im Bassbereich, Grundtonbereich minimal zurückgenommen, die Höhen erscheinen ausgewogen, aber nicht allzu brillant.
  • Räumlichkeit: Durch die Bank sehr gut, selbst die kleinen Rears können überzeugen.
  • Grob- und Feindynamik: Sehr gute Grobdynamik - und für die Preisklasse ist auch die Feindynamik tadellos.
  • Pegelfestigkeit: Ausgezeichnet -in Hörräumen zwischen knapp 15 und rund 25 Quadratmeter können problemlos auch kräftige Lautstärken ohne Kompromisse übertragen werden.
  • Wirkungsgrad: Durchschnittlich - der angeschlossene AVR sollte schon einige Kraftreserven mitbringen AV-Receiver der absoluten Einsteigerklasse unterhalb der 300 EUR-Grenze sind hier schnell überfordert. Wir raten zu AVRs mit Marktpreisen ab gut 400 EUR.

Konkurrenzvergleich

  • Jamo S 606 HCS 3 5.0-Set: Akustisch gar nicht mal besonders groß fällt der Klangunterschied zum größeren S 606 HCS-Ensemble auf. Die Klangcharakteristik ist in beiden Fällen identisch - angenehm, dynamisch und kraftvoll -, die Pegelfestigkeit ist beim größeren System etwas besser, es ist in Räumlichkeiten bis knapp 30 Quadratmeter einzusetzen. Der Center erscheint bei hoher Lautstärke etwas souveräner als der des 426er Ensembles. 
  • Magnat Quantum 550 5.1 Set: Viel teurer - rund 1000 EUR - präsentiert sich das Quantum 5.1 Set mit aktivem Subwoofer. Mit angenehmer, kräftiger Klangkulisse weist es tadellose Eigenschaften auf. Wer allerdings einiges an Geld sparen möchte und in einem nicht allzu großen Raum hört, wird mit dem Jamo A 426 HCS ebenfalls glücklich werden und kann sich fürs gesparte Geld gleich noch einen tadellosen AVR kaufen. 
  • Teufel 5.1 System LT 3 : Das LT3 entstammt auch einer höheren Preisklasse und kann sich mit dem feinen, relativ brillanten Hochtonbereich und dem kräftigen Sub sehr gut behaupten. Im Stereo-Betrieb allerdings ziehen die preiswerten S 426er Jamos vorbei. 

Gesamtnote in Relation zur Preisklasse: Ausgezeichnet. 

Fazit

Wer ein preiswertes, ordentlich verarbeitetes und gut klingendes 5.0-Set sucht, wird beim S 426 HCS 3-Ensemble mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit fündig. Das optisch attraktive Paket gefällt mit tadelloser Räumlichkeit, prima Pegelfestigkeit, ordentlicher Grob- und Feindynamik sowie einem sehr kräftigen Bassbereich. Auch mehrstündige Hörsessions bereiten viel Freude, denn es stören keine disharmonischen Untertöne in der Gesamtakustik. Gerade für Anwender, die einfach ein problemloses, homogen aufspielendes Lautsprechersystem für den Alltagsbetrieb suchen, können zugreifen. Der angeschlossene AV-Receiver sollte allerdings  nicht zu schwächlich dimensioniert sein, denn dem Jamo-System fehlt zum einen ein aktiver Subwoofer für den Support im leistungsintensiven Bassbereich, zum anderen ist der Wirkungsgrad lediglich durchschnittlich. Da es jedoch schon für Preis von gut 400 EUR leistungsfähige AV-Receiver gibt, dürfte auch dieser Parameter einem durchschlagenden Erfolg des S 426 HCS 3 nicht im Wege stehen. 

Tadellos klingendes, sauber verarbeitetes 5.0-Ensemble zum sehr günstigen Preis

Mehrkanal-Lautsprechersysteme Einsteigerklasse
Test 01. März 2010

+ Tadellose Räumlichkeit
+ Kräftiger, lebendiger Bass
+ Prima Grobdynamik
+ Für die Preisklasse gute Feindynamik
+ Sehr ausgewogene Gesamt-Klangcharakteristik
+ Ordentliche Verarbeitung
+ Sehr fairer Kaufpreis

- Nur durchschnittlicher Wirkungsgrad


Test: Carsten Rampacher
01. März 2010