TEST: Quadral Shogun X - kleine Konzertmeister mit klassischer Optik und fairem Marktpreis 

25.11.2010 (cr/sw)

Klassische Optik - hier ohne Gitter

Auch mit Gitter sieht die Shogun wie ein richtiger Lautsprecher aus und nicht wie eine Skulptur mit unauffällig drapierten Membranen

Einführung

Quadral belebt die Shogun wieder - für einen Marktpreis von 499 EUR/Stück kommt sie in zehnter Auflage in klassischer Optik, aber mit moderner Technik zum Kunden. Die Dreiwege-Bassreflexbox weist eine Nennbelastbarkeit von 100 und eine Musikbelastbarkeit von 150 Watt auf. Damit empfiehlt sie sich als feine, kleinere Standbox (Abmessungen: 958,5 mm hoch, 234 mm breit und 340 mm tief)für die Stereoanlage im Wohn- oder Musikzimmer. Die pro Stück 23,3 kg wiegende Konstruktion kommt mit 25 mm Alu-Kalottenhochtöner, 180 mm Titanium-Polypropylen-Mitteltöner und 180 mm Titanium-PP-Tieftöner. Die Tief-/Mitteltöner sind neu, sie zeichnen sich durch starke Magneten und große Membranfläche für eine souveräne Wiedergabe auch sehr tiefer Frequenzen aus. Der Wirkungsgrad (1W/1m) liegt bei 88 dB, ein ordentlicher Wert. Der Übertragungsbereich geht von 30 Hz bis 46 kHz. Ob der Klassiker in neuem technischen Gewand überzeugen kann, klärt unser Test. 

Video-Überblick

 

Verarbeitung

Sauberes Finish

Sockel

Hier mit Spikes

Gut für die Preisklasse: Solide Bi-Amping-Terminals

Schallwand mit weichem Stoffbezug. Präzise eingepasste Aufnahmeöffnungen fürs LS-Gitter

Bassreflexrohr auf der Lautsprecherfront

Tieftöner und Mitteltöner messen 180 mm 

Magnet

Chassis im Detail

Chassis ausgebaut

Alu-Kalottenhochtöner

Anschlüsse am ausgebauten Hochtöner

Ausgebauter Hochtöner aus seitlicher Perspektive

Frequenzweiche

Die Shogun weist auf dem Papier durchschnittliche Belastungswerte (Nennbelastbarkeit 100, Musikbelastbarkeit 150 Watt) auf und ist für Verstärker von 4 - 8 Ohm Impedanz geeignet. Der Wirkungsgrad ist gut, praktisch ist, dass das Bassreflexrohr auf der Vorderseite platziert ist, was die Unterbringung des Lautsprechers vereinfacht. Die Shogun ist sauber verarbeitet, auch wenn die hinteren Gehäusekanten ein wenig spitz erscheinen. Die Schallwand ist mit dünnem, haptisch sehr angenehmen wirkendem Stoff bespannt. Alle Chassis sind akkurat eingepasst, über dem Hochtöner ist auch bei abgenommenem Gitter ein kleiner Schutzrahmen. Der Lautsprecher ruht auf einem stabilen Sockel, unter diesem befinden sich vier Gewindebuchsen, in die z.B. Spikes gedreht werden können. Die Bi-Amping-fähigen Lautsprecherkabel-Terminals sind von guter Qualität. Das gilt auch für die verbauten Lautsprecherkörbe und die Magneten. Die Frequenzweiche entspricht dem Klassenstandard bezüglich Bauteilqualität und Aufbau. Das Gehäuse wirkt steif und massiv. Gesamtnote in Relation zur Preisklasse: Ausgezeichnet.

Testequipment
Klang
  • Acoustic Triangle: Maurice Ravel – Soupir (SACD)
    Schwungvoll und flott, mit angenehmer Temperatur, wird das Piano wiedergegeben. Das leise Abklingen der Instrumente könnte noch ein wenig geschmeidiger vonstatten gehen. Der Hochtonbereich erscheint akustisch harmonisch und gefällt durch Räumlichkeit, es fehlt nur etwas an Feinzeichnung in den hinteren Ebenen. Top ist die geschlossene Gesamtdarbietung – man fühlt sich sehr gut ins Geschehen integriert. 
  • Brian Ferry, Cruel (SACD)
    Die Gitarre ist im Hochtonbereich ein wenig zurückhaltend, dafür ist die vokale Präsentation erneut hervorragend: Das ist auch bedingt durch die ausgesprochen gekonnten Stimm- und Instrumentaltrennung. Der Bass vereint Kraft und Präzision auf exzellente Art und Weise. Die Pegelfestigkeit ist auch bei diesem Stück prima, der Tiefgang ist für die Gehäusegröße überdurchschnittlich. Gut ist der Wirkungsgrad. 
  • Antonio Vivaldi, Die Vier Jahreszeiten, Der Frühling, Allegro
    Das fließende, leichtfüßig-schwingende Wesen des ersten Allegros bringt die Shogun sehr schön zum Ausdruck. Auch wenn es manchem Detail an Ausprägung fehlt – gerade wenn man sich Freude spendende Klassik zum sonntäglichen Sektfrühstück als Beschallung gönnt, setzt sich die Shogun ausgezeichnet in Szene – ihre Spielfreude und ihre dynamische Herangehensweise wird viele potentielle Käufer vollauf überzeugen. 
  • Andrea Bocelli, L’Attesa (CD)
    Die enorme Harmonie, die die Shogun verbreitet, ist bei der Wiedergabe dieses wunderschönen Stücks des blinden italienischen Meisters von außerordentlichem Vorteil. Somit genießt der Hörer eine atmosphärisch von hoher Dichte geprägte Wiedergabe, die den Wert von Bocellis Stimme hervorragend betont, ohne die Instrumente zu sehr in den Hintergrund zu rücken. Der Aufbau des Titels ist nachvollziehbar, die Bühne besitzt klar definierte Abmessungen, die Klanganteile „kleben“ nicht an den Lautsprechern. 
  • James Bond Themes, instrumental präsentiert vom Royal Philharmonic Orchestra, „Goldfinger“:
    Die Dynamiksprünge dieses wohl bekanntesten 007-Titelsongs werden sehr gut gemeistert, die Streicher kommen sehr harmonisch und flüssig gespielt zum Ausdruck. Kleine instrumentale Bewegungen in der zweiten oder dritten Ebene arbeitet die Shogun noch prima heraus, nur in den hinteren Ebenen verfließen eigentlich getrennte kleine Details miteinander. Durch die harmonische, gleichzeitig aber lebendige Art der Wiedergabe dürfte die Box auch bei diesem Stück viele Hörer begeistern. 
  • Discotronic, Tricky Disco 2K10 (CD)
    Die Shogun beweist hier Stehvermögen und bleibt bei hohem Pegel souverän. Der Kickbass kommt mit hoher Schnelligkeit und ordentlichem Druck zum Auditorium. Der Sound löst sich prima vom Lautsprecher und verteilt sich gleichmäßig im Hörraum. Sehr gut wird die weibliche Stimme aus räumlicher Sicht vor die Effekte gestellt. Die Beatwechsel verdaut die Shogun anstandslos. Der Hochtonbereich ist nahtlos an die oberen Mitten angegliedert.
  • Moti Special, Don’t be so shy (CD)
    Dass dieser Lautsprecher im Bassbereich Druck macht, wird auch beim 80er Jahre Charthit deutlich. Sehr gut werden auch hier die Stimmen wieder in den Mittelpunkt der virtuellen Bühne geschoben. Die Shogun agiert ungemein lebendig, stellt aber im Hochtonbereich eine hochpegeltaugliche Abstimmung vor das letzte Bisschen Detailfreude. Neben dem gelungenen Übergang Mittel-/Hochtonbereich ist auch der homogene Schritt vom Mittelton- in den Bassbereich zu loben. Erneut präsentiert die Shogun eine großzügige Räumlichkeit. Durch ihr zupackendes Wesen empfiehlt sie sich für stark erlebnisorientierte Anwender, die nicht gewillt sind, Musikstücke durch exakte Analyse zu zerlegen, sondern die Freude am Hören auch mit deutlich gehobener Lautstärke haben.
  • Generelle Klangcharakteristik
    Die Quadral Shogun präsentiert sich als lebendiger Harmoniespender, dem eine homogene Darstellung über das letzte Bisschen Detaillierung geht. Tonal minimal warm abgestimmt, ermöglicht die Shogun eine erstklassige Performance gerade bei langen Hörsessions. Die Box setzt allerdings voraus, dass der Anwender ihr recht kraftvolles und zupackendes Wesen schätzt. Sehr sensible Naturen mögen es vielleicht ein wenig schlanker und zurückhaltender. Wer aber erlebte Emotion in den Mittelpunkt seiner Erwartungen stellt und Wert auf einen räumlichen, im wahrsten Wortsinne „runden“ Klang legt, braucht nicht mehr weitersuchen – die Shogun ist dann genau der richtige Partner, und das zum kleinen Kaufpreis. 

Gesamtnote: Ausgezeichnet - hervorragend. 

Konkurrenzvergleich

Nubert nuBox 681: Noch pegelfester und mit noch ausgeprägterem Tiefgang versehen, empfiehlt sich die größere nuBox auch als Hauptlautsprecher für eine leistungsstarke Surroundanlage. Tonal neutral ausgelegt und mit sehr klarer Hochtonwiedergabe, ist die nuBox ein ausgesprochen Performance-starker Schallwandler. Die Shogun klingt dafür noch eine Idee harmonischer und homogener. 
Quadral Platinum M4: Die Platinum M ist noch etwas präziser, klingt aber metallischer und nicht so harmonisch. Der Hochtonbereich bietet mit Brillanz, wirkt aber bei hohem Pegel schärfer. Die Übergänge zwischen den einzelnen Frequenzbereichen gestaltet die Shogun noch fließender. 
Teufel T 400: Die deutlich günstigere Teufel-Box macht ihren Job hervorragend, sie spielt neutral und dynamisch auf und ist analytischer ausgelegt als die Shogun. Streicher klingen eine Spur schärfer, ohne zu aggressiv zu wirken. Die Shogun agiert noch räumlicher und lässt das Hören in enormer Lautstärke noch spielerischer zu.

Fazit

Die Neuauflage der Quadral Shogun präsentiert sich als sauber verarbeiteter Lautsprecher in schlichter Optik. Sie sieht sehr nach dem „klassischen Standlautsprecher“ aus, wie er in den 80er Jahren unsere Wohnzimmer erobert hat. Hinter diesem traditionellen Design verbirgt sich aber absolut zeitgemäße Technik – gerade der „Wohlfühlfaktor“, in unser Zeit, die durch Stressattacken und folgenden Wellnessausgleich geprägt ist, ein nicht zu unterschätzender Vorzug. Die Shogun klingt harmonisch, ohne zu langweilen, sie bietet eine tolle Räumlichkeit, ohne dem Zuhörer etwas vorzugaukeln. Ihre sehr gute Pegelfestigkeit und der tadellose Tiefgang sind weitere Pluspunkte. 

Optisch klassischer Standlautsprecher mit harmonischem und atmosphärisch dichtem Klang

Stereo-Standlautsprecher untere Mittelklasse
Test 25. November 2010

+ Harmonischer Klang
+ Kräftiger Bassbereich
+ Für die Preisklasse sehr gute akustische Loslösung vom Lautsprecher
+ Tadelloser Tiefgang
+ Sauber gestaffelte Mitten

- nur eine Farbvariante (schwarz) lieferbar


Text: Carsten Rampacher
Fotos: Sven Wunderlich
24. November 2010