TEST: Magnat Vector 207 - Top Leistung zum kleinen Preis?

08.06.2012 (sw/phk)

Einführung

Das Vector 5.1 Set mit den 205, 213 und 203 mit dem Magnat Betasub 25 konnten wir bereits einem ausführlichen Test unterziehen und waren besonders vom Preis/Leistungsverhältnis der Kombination überzeugt. Jetzt gesellt sich die Vector 207 zum Ensemble in die Redaktion. Der Standlautsprecher muss seine Qualitäten bezüglich der Stereo-Wiedergabe beweisen. Die 207 ist in den drei Farbvarianten Mocca, Schwarz und Weiß erhältlich und kostet UVP 299 EUR pro Stück.

Technik und Verarbeitung

Front seitlich

Front- und Rückseite der 207

Chassis-Bestückung

Hochtöner

Ausgebaut

Tieftöner

im ausgebauten Zustand

mit kräftigem Magneten

Oberseite der Schallwand im Detail

Rückseite

Bassreflexrohre

Bi-Amping Anschlüsse

Die Vector 207 ist eine 3 Wege-Bassreflex-Standbox mit einer maximalen Belastbarkeit von 180 Watt RMS (340 max) und einem Wirkungsgrad von 92 dB. Im stabilen Gehäuse aus MDF-Holzplatten sitzen zwei 170mm FE-Dynamics-Tief und ein 170mm Tiefmitteltöner aus beschichteter Papier-Membran. Durch die Airflex-Port Technologie mit gerundeter Reflexöffnung soll es trotz Bassreflex-Prinzip nicht zu störenden Strömungsgeräuschen kommen. Der 25mm fmax Hochtöner ist aus Kunststeidemembran und wird von Ferrit-Magneten angetrieben. Die Schallwand ist seidenmatt lackiert, daran ist ein abnehmbares Schutzgitter aus Metall angebracht. Der Frequenzgang der 207 reicht von (vom Hersteller angegeben) 22 - 55.000 Hz mit Übergangsfrequenzen von 3200 und 300 Hz. Der Schallwandler bringt bei Maßen von 200 x 1100 x 330 mm etwa 21 kg auf die Waage. Die Verarbeitungsqualität ist durchgehend solide und eher über dem Durchschnitt dieser günstigen Preisklasse. Klar gibt es Abweichungen beispielsweise beim Spaltmaß oder die Bassreflexrohre sind nicht perfekt eingepasst, insgesamt sind dies aber Kleinigkeiten. Die Folierung wirkt ausgezeichnet, auch die vergoldeten Lautsprecher-Schraubanschlüsse auf der Rückseite machen einen hochwertigen Eindruck. An der Frontseite gefällt das robuste Metallgitter, dass sauber an der Schallwand befestigt ist. Gummifüße und Metallspikes für den guten Stand der Vector 207 sind im Lieferumfang enthalten.

Testequipment
Klang

Zunächst muss die Vector ihre Qualitäten im klassichen Bereich beweisen. Nicht nur für kostengünstige Lautsprecher sind die Klarinettenkonzerte Mozarts eine recht schwere Aufgabe, auch teurere beißen sich hier stellenweise die Zähne aus. Die Vector beginnt mit samtig-weichen Violinklängen und arbeitet feine Details recht gut heraus. Für ihre Preisklasse bietet sie einen besonders weit ausgeprägten Bühnenaufbau und eine saubere Instrumentaldifferenzierung. Die Staffelung der einzelnen Instrumente auf der Orchesterbühne ist nicht ganz so präzise, wie sie teurere Konkurrenten schaffen, aber bereits gut zu lokalisieren. Der Tieftöner harmoniert sehr gut mit dem übrigen Geschehen und spielt nicht in zu hohe Frequenzbereiche hinein. In den hohen Tönen spielt die Vector 208 nicht spitz, bleibt aber klar und transparent. Die Vector klingt recht ausgewogen und sauber balanciert, auch Feinheiten bei komplexerer Klangkulisse kommen nicht zu kurz. Der Tiefton wirkt voluminös, trägt aber nicht zu dick auf sondern kommt kräftig und präzise, wenn er mal gefordert wird.

Auch bei Vivaldis Vier Jahreszeiten kommt die angenehme Auslegung der Vector Serie zum Tragen. Der nachdrückliche, aber präzise Tieftonbereich überzeugt. Die Violinen wirken sauber nuanciert und recht samtig. Die Feindynamik in Mitten- und Hochtonbereich ist natürlich nicht so diffizil und raffiniert, allerdings für die Preisklasse erstaunlich gut ausgeprägt. Die Bühne wirkt wiederum breit und gut gestaffelt, wenn auch einzelne Instrumente lokal nicht komplett auseinander differenziert werden können. Das Klanggeschehen löst sich sehr gut von den Vector Schallwandlern, auch die Räumlichkeit überzeugt.

Bei Brian Ferrys "It's all over now Baby Blue" lässt die Vector gleich zu Beginn die Muskeln spielen und beweist, dass die preisgünstigen Standlautsprecher tatsächlich in der Lage sind, enorm tief hinunter zu spielen. Der Tieftonbereich wirkt aber nicht aufgedickt oder künstlich aufgebläht sondern druckvoll, trocken und präzise. Ein leichtes Nachschwingen kann man heraushören, dies stört aber nur geringfügig. Erstaunlich finden wir ebenfalls, wie gut die Vector 207 die Stimmcharakteristik von Brian Ferry erfasst. Feine Unreinheiten und Eigenheiten trägt der Schallwandler an den Hörer. Auch die Räumlichkeit und die Lösung des akustischen Geschehens fällt wieder positiv ins Gewicht. Die Bühne wirkt nicht ganz so breit und weitläufig wie bei der vorherigen Klassik-Aufnahme, die Stimme steht aber zentral vor dem Hörplatz und wird von gut differenzierbaren Instrumenten umhüllt. Ein wenig fehlt es uns an der akustischen Dichte. Hohe Pegel stellen die Vector 207 vor kaum Probleme. Allerdings wandelt sich der angenehme Hochtonbereich etwas und wird spitzer, zudem wirkt ein Kickbass nicht mehr genauso präzise wie im niedrigeren Lautstärkebereich.

Wir begeben uns ins Jahr 1997 und muten der Vector 207 "I have a Dream" von DJ Quicksilver zu. Den einsetzenden Kickbass bei etwa 20 Sekunden erledigt der Magnat Lautsprecher mit viel Nachdruck und Präzision. Die Box schafft auch gutes Volumen, der Tieftonbereich wirkt aber nicht ganz so räumlich und einhüllend. Die Kraft und Trockenheit ist in dieser Preisklasse aber klar überdurschnittlich, auch unerwünschte Strömungsgeräusche, bedingt durch die Bassreflexkonstruktion, bleiben aus. Die übrigen Synthesizer-Elemente wirken gut integriert und auch bei hohen Pegeln nicht zu aggressiv. Die Magnat Vector 207 fühlt sich wohl bei elektronischer Musik und agiert schnell und mit ausgezeichneter Grobdynamik. Der kräftige Tieftonbereich ist hier ebenfalls sehr von Nutzen, allerdings würde das Klangbild auch hier von etwas mehr akustischer Dichte profitieren.

Als letztes Sample haben wir uns Nightwishs "A Poet and the Pendulum" vom Album Dark Passion Play ausgesucht. Das Intro gelingt mit viel Atmosophäre, der Gesang wird gut akzentuiert und wirkt nicht stark in de Hintergrund gedrängt. Als nach etwa anderthalb Minuten die Instrumente einsetzen, legt die Vector sofort einen Gang zu. Der Double-Bass gelingt präzise und hinkt nicht nach. Kräftig und druckvoll werden die tiefen Schläge dem Hörer zugespielt. Der Gesang bleibt trotz der komplexeren Kulisse im Vordergrund und behält seine sehr gute Stimmwiedergabe bei. Sehr räumlich spielen die Vector hier auf, ohne die Lokalisation der einzelnen Instrumente aus dem Auge zu verlieren. In dem hektischen Geschehen gehen feine Nuancen und Eigenheiten der verschiedenen Instrumente natürlich etwas verloren, die Feindynamik im Mitten- und Hochtonbereich ist nicht allzu stark ausgeprägt. Die Stärke der 207 liegt in der Ausgewogenheit und Balance, das Hören ist angenehm und wird nicht schon nach einer geringen Zeitspanne anstrengend sondern macht langanhaltend Spaß. Souverän bleibt der Schallwandler bezüglich Grobdynamik und birgt nur kleine Mängel bei Hörern, die gerne den Lautstärkeregler im Anschlag haben.

Konkurrenzvergleich

  • Magnat Vector 205: Die etwas kleinere Version aus der identischen Vector-Serie von Magnat weist identische Merkmale der Verarbeitungsqualität auf, ist nur ein wenig kleiner als die 207. Akustisch harmonisieren die 205 ebenfalls mit der 207 und bietet eine sehr angenehme Auslegung und gute Räumlichkeit. Die 207 spielt im Tieftonbereich noch einen Tick kraftvoller und voluminöser auf, bleibt dabei aber ebenfalls präzise und agiert flink.
  • Klipsch RF-62 MKII: Die RF-62 MKII aus der amerikanischen Lautsprecherschmiede Klipsch sind mit einem Stückpreis von etwa 550 EUR schon um einiges teurer als die deutschen Vertreter, liegen aber immer noch in einem mehr als vertretbare Rahmen. Maße und Gewicht sind beinahe identisch zur Vector 207, durch das rustikale Design wirken sie aber noch ein wenig mächtiger, während die Magnat eher filigraner wirkt. Das lässt sich grob auch auf die akustische Präsentation übertragen. Die Klipsch bieten noch mehr Nachdruck im Tieftonbereich, dicken aber etwas mehr auf und spielen nicht ganz sp präzise wie die Vector. Die Hornhochtöner sind zudem nicht so weich und klingen heller, eine Geschmacksfrage. Tatsache ist, dass die Magnat den RF-62 MKII zum geringeren Preis klar Paroli bietet. Die Klipsch wirken ungebremst und etwas lebendiger, die Vector spielt erwachsener. Bei der Pegelfestigkeit der Klipsch kann die 207 nicht ganz mithalten.
Fazit

Die Vector 207 von Magnat schließt nahtlos an die ausgezeichneten Leistungen der Komponenten aus dem Vector-Set an und überzeugt ebenso durch das überragende Preis/Leistungsverhältnis. Für nicht einmal 300 Euro pro Stück erhält der geneigte Käufer einen ausgewachsenen Standlautsprecher, bei dem nicht nur das Äußere sondern auch die inneren Werte stimmen. Besonders imponiert hat uns die harmonische Auslegung und die Grobdynamik, zu keiner Zeit wird das Hören mit den Vector Lautsprechern anstrengend. Der Hochtonbereich wird lediglich bei höchstem Pegel etwas spitzer, ansonsten hat die Vector kaum mit Mängeln bei hoher Lautstärke zu kämpfen. Auch die gute Räumlichkeit, Bühnenaufbau und die Kraft, mit der die Vector agiert, punkten für die Magnat Schallwandler. Tolle Leistung zum kleinen Preis geht nicht? Geht wohl - beweist die Vector Serie von Magnat!

Dynamik, Kraft und Ausgewogenheit zum kleinen Preis bescheren die Vector 207

Stereo-Lautsprecher Einsteiger
08. Juni 2012

+ Sehr angenehmer Klang
+ Gute Räumlichkeit
+ Kraftvolle, präzise Tieftonwiedergabe
+ Solide Pegelfestigkeit
+ Gute Verarbeitungsqualität
+ Günstiger Kaufpreis

- Feindynamik etwas zurückhaltend
- Wird etwas spitz bei hohem Pegel

Test: Philipp Kind
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 08.06.2012