XXL-TEST: Onkyo 7.2 AV-Netzwerkreceiver TX-NR1010 - Hightech und akustische Höhenflüge für 1999 EUR?

26.07.2012 (cr/sw/phk)

THX Ultra 2-Lizenz, hochwertige Videosignalverarbeitung: Der Onkyo TX-NR1010 kostet 1999 EUR

Üppig bestückte Rückseite, unter anderem mit 8 HDMI-Eingängen und 2 Ausgängen

Gleichermaßen aufgeräumtes wie hochwertiges Innenleben

Einführung

Brandneu von Onkyo ist der 7-Kanal-AV-Netzwerk-Receiver TX-NR1010 für 1.999 EUR. Im Vergleich zum Vorgängermodell kostet der neue AVR mehr Geld, bietet dafür aber auch noch mehr Technik und Ausstattung: Der Transformator tritt nun nochmals massiver auf, zudem ist anstatt THX Select 2 Plus nun THX Utra 2 Plus als Zertifikat mit an Bord. Die enorm leistungsfähige Dual Core Video-Engine und die Verwendung von HQV-, Qdeo- und ISF (exakte Bildkalibrierung mit Bildfeldern Tag und Nacht)-Technologie sorgt für eine beeindruckende Up-Conversion von Videosignalen auf 1080p. Zum Einsatz kommt der HQV Vida VHD1900 mit Multi-Cadence-Erkennung, 12 Bit Farbverarbeitung und bewegungsadpative Vierfeld-Kompensation. Steht ein entsprechendes Bildwiedergabegerät zur Verfügung, ist sogar Upscaling bis auf 4k möglich (Marvell Qdeo Videochip) – das ist allerdings kein neues Feature, schon die 2011er Modelle beherrschten dies. Insgesamt neu HDMI-Eingänge sichern flexible sowie umfangreiche Verbindungsmöglichkeiten. Einer davon ist das HDMI-Fronteingang ausgeführt, dieser ist auch MHL-fähig. Es finden sich zwei HDMI-Ausgänge auf der Rückseite, dem Trend zum dritten HDMI-Ausgang, vom Denon AVR-3313 ins Leben gerufen, folgt Onkyo demnach nicht. Onkyo sieht den ersten HDMI-Ausgang, ausgestattet mit ARC, für den Hauptbildschirm vor, den zweiten HDMI-Ausgang kann man dann für HD-Video in einem zweiten Raum einsetzen. Der TX-NR1010 ist zudem mit „InstaPrevue“-Technologie ausgestattet, die mithilfe der visuellen Verwaltung aller aktiven Eingänge das Umschalten zwischen verschiedenen Eingangsquellen vereinfacht. InstaPrevue stellt dem Anwender einer Live-Vorschau der unterschiedlichen Inhalte der an den HDMI-Terminals angeschlossenen Quellen zur Verfügung. 

Natürlich kommen auch Netzwerk-Fans nicht zu kurz. Der TX-NR1010 unterstützt das Streaming von Audio-Inhalten über LAN-Kabel oder über den optional lieferbaren Onkyo WLAN-Adapter, der erfahrungsgemäß sehr zuverlässig funktioniert und im freien Markt für ca. 35 EUR zu bekommen ist (UWF-1). MP3, AAC, Apple Losless, FLAC und WMA Losless werden wiedergegeben. Auch gibt es die meist nachgefragten Online Music Services „serienmäßig“ beim TX-NR1010. Last.fm (kostenpflichtig), vTuner (kostenlose Internet Radio Plattform), AUPEO! (Internet Radio-Plattform, die auch 5.1 Streams anbietet, sehr benutzerfreundlich), Simfy sowie MP3tuns. Highlight aber ist die Spotify-Funktion. In Kurzform: Spotify ermöglicht es, überall, ganz gleich, ob mobiles Endgerät, PC oder eben der Onkyo AVR, jedes dort gelistete Lied über die Internet-Verbindung anzuhören. Zur Vereinfachung kann man sich selber Wiedergabelisten erstellen. Für 10 EUR monatlich ist der Premium-Account, Voraussetzung für die Spotify-Nutzung mit dem TX-NR1010 und auch mit mobilen Devices, erhältlich. Onkyo offeriert für Apple iOS-Devices und für Android-Smartphones auch eine Remote Control App, die vielfältige Steuerungsmöglichkeiten beinhaltet. Multiroom-technisch werden bis zu drei Zonen unterstützt. Wie bereits erwähnt, kann der eine der beiden HDMI-Ausgänge in einer 2. Zone für HD-Video genutzt werden.

Natürlich sind alle modernen Decoder mit an Bord, darunter Dolby TrueHD, DTS-HD Master Audio und auch DTS Neo:X, Audyssey DSX und Dolby PLIIz. Sämtliche THX-Betriebsarten, also THX Surround EX, THX Games, THX Cinema und THX Music, sind ebenso mit an Bord wie THX Loudness Plus für eine von der Lautstärke unabhängige, stets souveräne Klangqualität. Natürlich kann man die Soundmodi auch miteinander kombinieren, so z.B. die THX-Post Processing-Betriebsarten zusammen mit DTS Neo:X – das sorgt dafür, dass eine enorme Anzahl verschiedener Soundmodi verfügbar ist. Verschiedene DSP-Programme für Games stehen auch zur Verfügung: Rock, Sport, Action und Rollenspiele. Für komprimierte Dateiformate baut Onkyo den Advanced Music Optimizer ein, welcher den Klang effektiv aufpolieren soll. Onkyo setzt als D/A-Wandler für alle Kanäle auf 192 kHz/24-Bit DACs von TI Burr Brown, 192 kHz/32-Bit-Bauteile wie bei manchem Konkurrenten werden nicht verbaut. Als Einmesssystem kommt beim 2000 EUR-Boliden Audyssey MultEQ XT32 zum Einsatz, auch hier dominiert höchstmögliche Leistungsfähigkeit. Für Anwender mit speziellen Vorstellungen ist der 1010 natürlich auch Bi-Amping-fähig, einer hervorragenden Klangqualität zuträglich ist der Differenzial-D/A-Wandlermodus und die Digitalverarbeitung für audiophile Bi-Wiring-Lautsprecher mittels digitaler Frequenzweiche. Leistungsmäßig offeriert der TX-NR1010 200 Watt pro Kanal (6 Ohm, 1 kHz, 1 % Klirrfaktor, 1 Kanal ausgesteuert, nach IEC) und getrennte Leistungs- und Vorverstärkerblöcke. WRAT (Wide Range Amplifier Technology) fehlt selbstverständlich auch nicht. Weitere Merkmale sind die dreistufige intervierte Darlington-Verstärkerschaltung und die PLL-Schaltung (Phase Locked Loop) zur Bereinigung von Taktungenauigkeiten. 

Damit auch die Zusammenarbeit mit den Lautssprechern beim manuellen Einpegeln perfekt funktioniert, bietet der TX-NR1010 voneinander unabhängige Übernahmefrequenzen für jeden einzelnen Lautsprecher (40/45/50/55/60/70/80/90/100/110/120/130/150/200 Hz) – die Staffelung ist vorbildlich präzise, gerade in den wichtigen Frequenzbereichen. Auch die AV-Sync-Funktion für ein optimales Zusammenspiel von Bild und Ton ist weitläufig gestaffelt – bis zu 800 m bei 48 kHz sind einstellbar. Der eingebaute konventionelle RDS-Tuner wird sicherlich in der Praxis nur noch von Nostalgikern genutzt, weist aber RDS und 40 UKW/MW-Senderspeicher auf. Die Fernbedienung ist bi-direktional, für vier Aktionen sind Macros speicherbar. Der Onkyo wiegt 23 kg und misst 435 mm in der Breite, 198,5 mm in der Höhe und 435,5 mm in der Tiefe. Wir haben uns überraschen lassen – vermag der TX-NR1010 Maßstäbe in der 2000 EUR-Liga zu setzen?

Verarbeitung

Der Lautstärkeregler liegt sehr gut in der Hand und eiert kaum

Sauber eingepasste Frontblende und Bedienelemente

Komplette Bedienung direkt am Gerät möglich - die Bedienelemente befinden sich vorn unter einer Klappe

Zweizeiliges Display, wie gewohnt mit grüner Schrift beim schwarzen Modell

Fernbedienung

Einmessmikrofon

Schlichtes und schnörkelloses Design

Innenleben Gesamtübersicht

Trafo

Platinenlayout

Kühlkörper und Leistungsendstufen

Elkos

Alles ist sorgfältig verschraubt und mit Verstrebungen versehen

Mehrstöckiges Layout und sorgfältige Verkabelung

Optisch findet bei Onkyo in der Modellgeneration 2012 kein revolutionärer Schritt statt, was in Anbetracht des eleganten und zeitlosen Designs auch nicht notwendig erscheint. Die Verarbeitung von außen ist hervorragend, ganz so, wie wir es gewöhnt sind. Aus seitlicher Perspektive ist die Frontblende sehr gut eingepasst, sie besteht aus Aluminium und wirkt sehr aufgeräumt. Bei Onkyo gibt es nur für die Lautstärke einen sehr gut zur Hand liegenden und zudem beleuchteten Drehregler, für die Quellwahl hingegen sind Tasten vorgesehen, die präzise eingelassen sind und sich einfach handhaben lassen. Unter der Frontklappe befinden sich weitere Funktionselemente, darunter auch ein komplettes Navigationskreuz. Auch der Front AV-Eingang sowie der Kopfhörerausgang und der Mikrofonanschluss sind unter der Klappe, die allerdings solider befestigt sein könnte. Der TX-NR1010 ruht auf soliden Standfüßen und hat ein zweizeiliges Punktmatrixdisplay mit hoher Auflösung und tadelloser Ablesbarkeit. Vorbildlich ist der innere Aufbau. Gut zu erkennen ist der große zentrale Haupt-Trafo, die einzelnen Endstufentransistoren arbeiten alle unter identischen Bedingungen. Der Kühlkörper besteht aus schwarzem, eloxiertem Aluminium. Die Verkabelung ist sehr übersichtlich, lose herumfliegende Strippen sucht man erfreulicherweise vergeblich. Das Platinenlayout ist mehrstöckig und sauber ausgeführt. Die mitgelieferte Fernbedienung ist für die Preisklasse gut, sie liegt ordentlich in der Hand und ist recht solide verarbeitet.

Anschlüsse

Selbstverständlichkeit: Lautsprecher-Schraubanschlüsse für alle Kanäle

9.2 Pre-Out, RS232-Schnittstelle. Besonders hochwertige Cinchanschlüsse für Phono und TV/CD aus Vollmessing

HDMI-Sektion

USB, Ethernet, konventionelle Digitalanschlüsse

Der TX-NR1010 verfügt über insgesamt neun HDMI-Eingänge (einer davon vorn) und zwei Ausgänge. Ebenfalls vorhanden sind zwei USB-Terminals (jeweils ein Anschluss vorn und einer hinten). Beim Front USB-Eingang kann man praktischerweise, wie mittlerweile üblich, gleich ein iPod oder iPhone mittels normalem USB-Kabel verbinden. Der vordere HDMI-Eingang ist MHL-tauglich, so können von einem entsprechend geeigneten Android Smartphone (bei selektierten Modellen ab Modelljahr 2012 mit an Bord, z.B. beim Samsung Galaxy S3) Multimedia-Inhalte direkt mittels des Onkyo verarbeitet werden. Natürlich findet sich auf der Rückseite eine Netzwerkschnittstelle, alternativ kann man mittels optionalen Adapters auch eine WLAN-Einbindung vornehmen. Zudem ist der TX-NR1010 auch kompatibel mit dem optional lieferbaren Bluetooth-Adapter UBT-1, um z.B. Audiodateien per Bluetooth vom Smartphone zum AV-Receiver zu streamen. An „normalen“, das heißt herkömmlichen Anschlussformen finden sich 2 Komponenten-Video-Eingänge und 1 Ausgang, 5 FBAS/Composite-Video-Eingang und 1 entsprechender Ausgang, 6 konventionelle Audio-Digitaleingänge (3 optisch und 3 koxial), ein 9.2 Mehrkanal-Pre-Out, ein Zone 2 FBAS-/Composite Videoausgang und 7 Audio-Analog-Cinch-Eingänge sowie ein separater Phoneingang. Letzerer und der TV/CD-Eingang unterscheiden sich vom Rest der analogen Cinch-Anschlüsse, da diese beiden Eingänge besonders hochwertig ausgeführt und aus Vollmessung hergestellt sind. Der Abstand der einzelnen Buchsen untereinander beträgt 19 mm und erlaubt dadurch die Verwendung hochwertiger, ausladender Cinch-Kabel. Für den direkten Anschluss eines PCs steht auch noch ein analoger RGB-Videoeingang (D-Sub, 15-polig) zur Verfügung. Weitere Anschlüsse umfassen eine RS232-Schnittstelle, die besonders für die Einbindung in Haussteuerungssysteme wichtig ist, IR-Ein- und Ausgänge sowie 12 Volt-Triggerausgänge für Zone 2/3. 

Menü und Kernfunktionen

Basismenü

Klare Kennzeichnung

Lautsprecher-Einstellungen, unter anderem Impedanz und Zone 2-Nutzung

Ein-/Ausgangszuordnung

Monitorausgang

HDMI-Optionen

Das Menü kennen wir in ähnlicher Form schon von anderen Onkyo-AV-Receivern. Man gelangt ins Hauptmenü, wenn man die „Home“-Taste mit dem Haus darauf drückt. Hier wählt man dann den Unterpunkt „Einstellungen“ und gelangt ins Setup. Alternativ findet sich noch die „Q“-Taste auf der Fernbedienung. Das „Q“-Setup ist unterteilt in Eingang, Audio, Video, Information und Wiedergabemodus. Man erhält schnell Zugriff z.B. auf akustische Basisparameter oder auf die Wahl des Video-Bildfeldes. Das Ganze geschieht durch Einblendung eines kleinen grafischen Menüs im Bildschirm. 

Quick Menu

Wahl des Bildmodus

Fernbedienung

Die Fernbedienung liegt sehr gut in der Hand und kann, wenn man keine zu kleinen Hände hat, mit einer Hans bedient werden. Nicht unsere Zustimmiung findet allerdings der schwache Kontrast Gehäusefarbe-Navigationskreuz, beides ist in Schwarz gehalten. Dafür ist das Navigationskreuz gummiert, was die Gefahr minimiert, abzurutschen. Oben leuchten die Quellwahl—Regler bei Betätigung. Wenn man den AVR selber bedienen möchte, z.B. um Einstellungen im Setup vorzunehmen, muss den Remote Mode auf „Receiver“ schalten. Unter dem navigationskreuz sind Bedienelemente für den Basis-Spielbetrieb von angeschlossenen Quellgeräten. Darunter finden sich hier Tasten, die in Erstbelegung für die Aktivierung des gewünschten Klangmodus zuständig sind. Es stehen zur Verfügung: Movie/TV, Music, Game und THX. 


Audyssey

Mitgeliefertes Einmessmikrophon

Justage des Subwoofers

2 Möglichkeiten zur Nutzung von Audyssey

Messung läuft

Testweise haben wir ein 5.0 Setup aufgebaut mit großen Standlautsprechern vorn und hinten

Audyssey hat nach Messung (die an mindestens 3 Hörpositionen und maximal an 8 Hörpositionen stattfindet) zwei Kurven, Movie und Music, die sich im Menü umschalten lassen. Insgesamt misst Audyssey wie gewohnt zuverlässig ein, die akustischen Ergebnisse zeigen sich verbessert: es wird der Hochtonbereich nicht mehr stark beschnitten, mehr Details können heraus gehört werden. Zudem erscheint der Bass präziser und entwickelt mehr Struktur. Allerdings ist der Klang nach wie vor bei manueller Bestimmung der Basisparameter detailreicher, gleichzeitig räumlicher und direkter. 

Manuelles Lautsprecher-Setup

Bei THX Ultra 2 Lautsprechern ist 80 Hz die korrekte Übernahmefrequenz

Time Alignment

Bezüglich der Entfernung der einzelnen Lautsprecher vom Hörplatz arbeitet der TX-NR1010 mit 0,06 m-Schritten. Das wird den meisten Anwender präzise genug sein. Die Pegelkalibrierung funktioniert in 0,5 dB-Schritten. Es gibt schaltbare Übernahmefrequenzen für jeden einzelnen Lautsprecher (40/45/50/55/60/70/80/90/100/110/120/130/150/200 Hz. Das ist sehr umfangreich und daher lobenswert. Es findet sich zusätzlich noch ein manueller grafischer EQ. Nach wie vor gibt es keinen selbst zu justierenden paramterischen EQ, wie ihn beispielsweise Yamaha anbietet. Der grafische EQ arbeitet lautsprecherselektiv und hat für alle LS außer dem Subwoofer die folgenden Frequenzbänder: 63/160/400/1000/2500/6300/16000 Hz. Für den Subwoofer sind verfügbar: 25/40/63/100/160 Hz. 

THX Audio Setup


Interessant ist noch der Menüpunkt „THX Audio Setup“. In diesem kann man auswählen, ob man THX-zertifizierte Subwoofer verwendet. Ist dies der Fall, kann die Boundary Gain Compension für satten, reinen Bass unter allen Aufstellungsbedingungen aktiviert werden. THX Loudness Plus kann grundsätzlich auf Wunsch zugeschaltet werden. Wer Back Surround Lautsprecher verwendet, kann für optimale Wiedergabequalität den Abstand zwischen den beiden Back Surround Lautsprechern einstellen. 

Sound-Modi

Man kann viele Decoder-Typen miteinander kombineren, so entsteht eine Vielzahl an möglichen Klangfeldern. THX-mäßig sind zudem die Modi THX Game, THX Music und THX Cinema mit an Bord. Die THX-Betriebsarten lassen sich beispielsweise auch mit DTS Neo:X, Dolby PLIIz oder Dolby PLII kombinieren. Mit Audyssey DSX, DTS Neo:X und Dolby PLIIz sind zudem gleich drei Betriebsarten mit an Bord, die das Betreiben von Front Heigh-Lautsprechern ermöglichen. Unserer Erfahrung nach gelingt dies mit DTS Neo:X am besten, da hier eine gute Mischung aus effektiv spürbarer Erweiterung des Klangfeldes und zu einem großen Maße erhaltener akustischer Präzision geboten wird. Natürlich kann man einen Präzisions-/Ortungsverlust auch hier nicht leugnen, aber er fällt deutlich geringer aus als bei Audyssey DSX im entsprechenden Modus. Audyssey DSX bietet zwar einen bemerkenswerten Effekt, dafür lässt die Präzision spürbar nach. Dolby PLIIz arbeitet sehr subtil, es gibt zwar kaum Präzisionsverluste, aber wahre Begeisterung stellt sich nicht ein. Eine Weitung des Klangfeldes nach oben ist kaum spürbar. Bei Audyssey DSX gibt es auch noch die Möglichkeit, an den äußeren Enden des vorderen Klangfeldes, also außen neben den normalen Frontlautsprechern, Effekt-LS anzuschließen, dies halten wir aus akustischer Sicht aber nicht für besonders sinnvoll – das Klangbild verliert spürbar an Authentizität, da es an Ortungsschärfe und Klarheit fehlt. Die THX-Modi, besonders der Kinomodus, halten wir für sehr empfehlenswert, da problemlos bei enormer Lautstärke auch für längere Zeit gehört werden kann. Der Klang bleibt souverän, der Hochtonbereich angenehm, der Onkyo AVR leistet sich keine aggressiven Untertöne. Die Surround-Klangkulisse und auch der Back Surround-Aufbau erscheint solide, sauber strukturiert, wohl ausbalanciert und harmonisch. Wer im Übrigen ein THX-Lautsprechersystem einsetzt, sollte Abstand und Pegel manuell eingeben und die Übernahmefrequenz von 80 Hz für alle passiven Boxen eingeben. Von einer Audyssey-Einmessung raten wir ab. 

Bildeinstellungen

Bildeinstellungen, Teil 1

Bildeinstellungen, Teil 2

Bildeinstellungen, Teil 3

ISF-Modus "Nacht"

ISF-Modus "Tag"

Man findet die Bildeinstellungen unter Menüpunkt 4.5. Bei „Breitmodus“ stehen folgende Modi zur Verfügung: Auto, 4:3, Voll, Zoom, Breiter Zoom. Der Onkyo verfügt auch über einen umfangreichen Video-EQ. Zunächst einmal gibt es verschiedene voreingestellte Modi: Cinema, ISF Tag, ISF Nacht, Games, Streaming, Weitergabe und Direct. Hinzu kommen benutzerdefinierte Einstellungen, wenn man lieber ein eigenes Bildfeld festlegen möchte. Hier sind folgende Parameter verfügbar: Spielmodus, Filmmodus, Konturoptimierung, verschiedene Rauschfilter (Moskitorauschen, Random-Rauschen Blockrauschen werden jeweils mit eigenem Filter bekämpft), Auflösung (Auto, Weitergabe oder von 480p/576p bis 1080p/24 Hz, optional auch 4k verfügbar, kein 480/576i), Helligkeit Kontrast, Farbton, Sättigung, Farbtemperatur und Gamma. Hinzu kommen Rot-Helligkeit, Rot-Kontrast, Grün-Helligkeit, Grün-Kontrast sowie Blau-Helligkeit und Blau-Kontrast. Insgesamt eine beeindruckende Kollektion an Regelmöglichkeiten, die kaum ein Konkurrent bietet. 

Multimedia und Netzwerk

vTuner - Musikrichtungen

vTuner - Wiedergabe

Direkt vom Hauptmenü aus ist die umfangreich bestückte Multimedia-Abteilung des Onkyo anzuwählen. Nicht nur DLNA-Streaming von PCs, NAS-Systemen und Home Servern, die sich im identischen Netzwerk befinden, ist möglich, sondern es wird auch eine ansehnliche Anzahl Online-basierter Musikdienstleister offeriert. Kostenlos ist das problemlos funktionierende vTuner verfügbar. Hiermit erhält der Anwender Zugriff auf eine Vielzahl an Internet Radio-Sendern, aktuell und übersichtlich gehalten – vTuner ist eine der beliebtesten Internet Radio-Plattformen. 

Des Weiteren integriert ist Spotify. Spotify ist keine Internet Radio-Plattform, sondern schlichtweg eine legale Song-Sammlung, die nahezu alles, was man weltweit hört, umfasst. Mittels des für 10 EUR Monatsgebühr erhältlichen Premium-Accounts kann Spotify auf dem PC, mobilen Endgeräten (eigene App steht zum Download bereit) und auf dem Onkyo AVR genutzt werden. Jedes Lied, das bei Spotify gelistet ist, kann angehört werden, der Anwender ist zudem in der Lage, für eine bessere Übersichtlichkeit eigene Wiedergabelisten, ähnlich wie in Apples iTunes, zu erstellen. Kommen wir zur Anmelde-Prozedur. 

Wer sich bei Spotify registrieren möchte, benötigt zwangsweise einen Facebook-Account. Ist man bereits bei Facebook Mitglied, kann man sich aber sofort auf der Spotify Webseite anmelden und der Download der PC-Software beginnt. Bei der Erstanmeldung stehen dem Anwender für 48 Stunden ein kostenloser Premium-Account zum Ausprobieren zur Verfügung. Die Spotify-Software ähnelt ein wenig iTunes, sinnvoll ist es schon zu Beginn Playlisten zu erstellen. Dann kann einfach nach einem gewünschten Interpeten gesucht werden und Titel zu einer vorhandenen Playlist hinzugefügt werden. Wir wollen hier nicht zu tief in die eigentliche Bedienung der Spotify Software einsteigen, diese ist ohnehin größtenteils selbsterklärend und intuitiv. Was wir aber beschreiben möchten, ist die Verwendung mit dem Onkyo AV-Receiver.

Um den TX-NR1010, oder jegliches andere Spotify-kompatible Gerät, für Spotify betriebsfertig zu machen, muss das Gerät bei Spotify registrieren und sich mit seinen Benutzerdaten mit dem Gerät anmelden. Leider unterstützt bisher kein Gerät die Anmeldung mit den Facebook-Benutzerdaten. Dies soll zwar mit zukünftigen Firmwares geändert werden, im Moment muss aber noch ein kleiner Umweg in Kauf genommen werden. Man wendet sich also an die Spotify-Website und klickt auf den Link Hilfe (http://www.spotify.com/de/help/faq/devices/connect-devices/). Nun wird ein eigener Spotify Benutzername, in der Regel eine Zahlenfolge, für Geräte erstellt. Nach Erhalt einer e-Mail an die angegebene Adresse wird noch ein Passwort gesetzt.

Spotify - Übersicht

Neues auf Spotify

Spotify -Wiedergabe

Spotify - Suchfunktion

AUPEO!

AUPEO! Genres

AUPEO! Wiedergabe

Nachdem Benutzername und Passwort eingegeben sind, kann Spotify sofort verwendet werden. Neue Titel werden besonders hervorgehoben. Ebenfalls ist eine Suchfunktion integriert, die wie üblich über eine virtuelle, mittels GUI dargestellte Tastatur die Eingabe des Interpreten oder Titels ermöglicht. Des Weiteren ist Last.fm mit an Bord, ein Internet Radio-Dienst, der sich an die Hörgewohnheiten anpasst. Auch MP3Tunes ist direkt über das Menü anwählbar. Auch für MP3 Tunes braucht man einen Account. User können ihre eigene Musik hochlanden und auf einem Cloud-basierten Speicher („Locker“) lagern. Als weiterer Musik-Service steht das Internet Radio -Angebot AUPEO! in der Feature-Liste. Hier kann der Anwender aus mehr als 120 spezialisierten Channels wählen. 

DLNA-Serverübersicht

DLNA-Wiedergabe

DLNA-Musicstreaming funktioniert mit den von Onkyo angegeben Musikformaten ohne Probleme, schnell sind die Titel gebuffert, ebenso wie bei den Internet-Musik-Diensten. Die Wiedergabe ist störungsfrei während unserer Testprozedur abgelaufen. 

Nach dem jüngsten Update eignet sich auch die Apple iOS- und die Android-App zur Steuerung der neuen großen Onkyo AV-Receiver des Jahrgangs 2012. Mit übersichtlichem Aufbau und schnellem Umsetzen der per Smartphone-Oberfläche gegebenen Befehle können wir hier keinerlei Kritik anbringen. Das gesamte Procedere funktioniert besser als bei früheren Onkyo AVR-Baureihen. 

Testequipment
Klang

Der TX-NR1010 dreht schon da auf, wo man es nicht in dieser Art und Weise erwartet hätte: Bei der Wiedergabe von Internet Radio Streams und bei Musik, die von unserem Mediaserver zum Onkyo gestreamt wird. Besonders beeindruckt uns der Bassbereich - dieser zeigt, dass es durchaus möglich ist, selbst Ausgezeichnetes noch besser zu machen: Struktur, Tiefgang, Nachdruck, Räumlichkeit - in allem kann der TX-NR1010 gegenüber dem 2011er Modell Onkyo TX-NR1009 nochmals zulegen. KLeine dynamische Unterschiede werden noch schneller und umfassender verarbeitet - natürlich kann man dies bei höherwertiger Musikzuspielung noch viel besser heraus hören. Der Advanced Music Optimizer (über das Quick Setup zuzuschalten) leistet ganze Arbeit, der Bass wird druckvoller und gleichzeitig präziser. Der gesamte Klang löst sich besser von den Lautsprechern und verteilt sich gekonnter im Raum. Auch Hoch- und Mitteltonbereich profitieren von der elektronischen Aufwertung durch den Advanced Music Optimizer. Es ist mehr Transparenz, Struktur und Auflösung vorhanden. 

Bei der 2. Blu-ray des 2er Disc Sets "Elements Of Life - Copenhagen" von DJ Tiesto (DTS-HD Master Audio)  haben wir den 3. Track "Back In Your Head" angewählt. Hier beweist der Onkyo, dass er bezüglich der Wiedergabe-Souveränität bei hohem Pegel nochmals gegenüber dem Vorgänger zulegen konnte. Schon der TX-NR1009 war ausgezeichnet, aber der TX-NR1010 kann nochmals "eine Schippe drauflegen". Die Trennung der Vocals von den Instrumenten gelingt noch sauberer, auch dann, wenn die Hörlautstärke enorm ist. Der Bass weist noch mehr Struktur auf, mit basstarken Frontlautsprechern kommt der AV-Receiver hervorragend zurecht, so dass nicht zwingend ein aktiver Subwoofer benötigt wird. Die leichte Aggressivität in der Stimme arbeitet der Onkyo gekonnt heraus, vermeidet aber geschickt jeden zu schrillen, spitzen Einschlag. Gerade der Modus "THX Music" bringt auch dann, wenn man keine THX-Lautsprecher einsetzt, eine hohe Souveränität ins Spiel. Audyssey MultEQ XT32 hingegen passt nicht perfekt - der Bass erscheint dann etwas zu vordergründig, Details gehen unter. Daher haben wir Audyssey deaktiviert. Beim Tiesto-Trance-Klassiker "Adagio For Strings" modelliert der TX-NR1010 die alternierenden Effekte gleich zu Beginn mit toller Raumwirkung heraus. Er löst den Klang sehr überzeugend von den Lautsprechern und schafft richtige Club-Atmosphäre. Der Bass hat auch bei diesem Stück Struktur und Härte. Der TX-NR1010 agiert impulstreu und sorgt so für ein intensives, nachdrückliches Klangerlebnis. Die Surroundkanäle werden lebendig mit einbezogen, Effektwechsel zwischen vorne und hinten finden fließend statt, so dass eine realistische und weitläufige Atmosphäre entsteht. 

Gespannt waren wir auf die Leistungen des TX-NR1010 beim Intro des Within Temptation-Livekonzertes "Black Symphony", (PCM 96 kHz/24-bit 5.1), zu welchem begleitend Musiker des Metropolitan Orchestras zu hören sind. Der Choralgesang kommt atmosphärisch dicht heraus, der erste, tief nach unten gehende Basseinsatz wirkt präzise und authentisch. Als dann die Streicher mystisch-geheimnisvolle, leicht düstere, Spannung aufbauende Linien aufbauen, erfreut uns der TX-NR1010 mit akkurater Durchzeichnung, die einzelnen Elemente werden noch besser als bei der letzten Generation voneinander getrennt. Zugegeben werden muss aber, dass man dies nur bei direktem Vergleich hört, der Onkyo TX-NR1009 ist nach wie vor ein ausgezeichneter AV-Receiver. Doch der TX-NR1010 legt bei allem im Detail nach - noch mehr Kontur, noch präziserer Basseinsatz, auch das Becken erscheint noch eine Idee dynamischer. Die Atmosphäre verdichtet sich immer weiter zu einem spannungsgeladenen akustischen Spektakel - dies arbeitet der TX-NR1010 mit Bravour heraus, indem er auch Kleinigkeiten dynamisches Leben einhaucht. Die Dynamikunterschiede werden mit einer überraschenden, sonst von teuren Boliden her bekannten Genauigkeit in den Raum gestellt. Die Streicher sind sehr gut durchhörbar und auch im orchestralen Gesamteinsatz tadellos auszumachen. Die Beifallsbekundungen und Pfiffe des Publikums kommen ebenfalls mit hoher Räumlichkeit heraus. 

Bei "Romanza" von Andrea Bocelli (Vivere - Live in Tuscany, Track 2, PCM 5.1) beweist der TX-NR1010 erneut seine feindynamischen Qualitäten. Die Harfe klingt sehr klar und lebendig, die Stimme Andreas hat Charisma und überragende Tiefenwirkung. Harfe und Sänger gehen eine harmonische Einheit ein, ohne dass die eine Komponente der anderen Daseinsberechtigung raubt. Als die Streicher hinzu kommen, integrieren sich diese fließend ins akustische Gesamtgeschehen. Einzelne, kurze instrumentale Impulse werden sauber erfasst und beweisen, wie schnell der Onkyo handelt, unschönes Nachschwingen oder ein belegtes Klangbild sind dem frisch und gleichzeitig homogen aufspielenden Onkyo fremd. Der Bass gefällt durch stabiles Fundament, stellt sich aber nie unpassend in den Vordergrund. Die sehr saubere Stimmdarstellung des TX-NR1010 verlangt auf jeden Fall nach einem hochwertigen Centerlautsprecher. Leises Abklingen von Stimm- oder Instrumental-Anteilen beherrscht der AV-Receiver ohne Schwierigkeiten. Er sorgt insgesamt für einen höchst schwungvollen, emotionalen Gesamteindruck. 

Die Blu-ray-Audio-Disc "2L - The Nordic Sound" hält überragend aufgenommene klassische Stücke bereit. Wir haben uns Wolfgang Amadeus Mozarts Violinenkonzert in D-Dur angehört, und zwar zunächst in 192 kHz/24-Bit 2.0 Stereo. Hier konnte uns der Onkyo mit einer tadellosen Ortungsschärfe überzeugen. So samtig wie früher klingen die Violinen aber nicht mehr, dafür transparenter und feiner durchzeichnet. Die gesamte Darbietung entwickelt viel Schwung und bereits im Stereobetrieb stellt sich ein Gefühl intensiver Räumlichkeit ein. Kleine Dynamikunterschiede werden sehr schön herausgearbeitet, gerade im "Pure Audio"-Modus, der kürzeste Signalwege garantiert und selbst das Gerätedisplay zwecks Eliminierung aller Herde potentieller Beeinflussung ausschaltet, ist die Detailarbeit des TX-NR1010 sehr zu loben. Wählen wir die 5.1 Mehrkanal-PCM-Tonspur, erweist sich der TX-NR1010 als stabil ausgelegt: Im Stereo- und im Mehrkanaleinsatz ist die akustische, sehr lebendige Auslegung identisch. Die Front-Surround-Balance ist sehr gut, die beiden Surroundkanäle werden lebendig mit einbezogen, aber das Verhältnis ist stets ausgewogen und wird dadurch als realistisch wahrgenommen. 

Bei "Star Wars Episode 3" wird der durch den Bildschirm donnernde Sternzerstörer überragend wiedergegeben. Der Onkyo steuert den aktiven Subwoofer präzise an und stellt so ein ausgezeichnetes, nachdrückliches und klares Fundament zur Verfügung. das Schlachtgeschehen wird beherrscht von vielen, parallel staffindenden Effekt-Kombinationen und vokalen Elementen. In allen Disziplinen kann der Onkyo überzeugen - er stellt die bewegte Handlung mit der nötigen Gesamtdynamik dar und versteht sich sehr gut darauf, auch kleinere Zwischentöne schnell und plastisch mit einzuarbeiten. Etwas Schärfe kommt bei hoher Lautstärke bei der Effektdarstellung hinzu - aber der Onkyo bleibt stabil und neigt nicht zum Verzerren. Der Music Score wird mit Schwung eingearbeitet, das Verhältnis Stimmen/Effekte/Music Score erweist sich als präzise ausbalanciert. Dies hat zur Folge, dass der TX-NR1010 einen sehr dichten, facettenreichen akustischen Eindruck hinterlässt. Der Kampf zwischen den Jedis und den Droiden auf dem Kommandoschiff von General Grievious kommt mit gelungener Effektausprägung heraus. Das schneidende Zischen und das surrende Schwingen der Laserschwerter wirkt echt, aber auch das Husten des Generals, als der auf der Kommandobrücke auftaucht, wird vom TX-NR1010 exakt erfasst. 

Der Beginn von "Batman - The Dark Knight" (Dolby TrueHD) zeigt schon beim ersten Bassschlag, dass der Onkyo im tieffrequenten Bereich sehr nachdrücklich auftritt. Der Tiefgang und die Härte zusammen stellen eine unerbittliche, bis in die Magengrube drückende Mischung dar. Der subtile Effektaufbau im Hintergrund gelingt vortrefflich, die kleinen Effekte verdichten sich zu einer Atmosphäre, die von purer Spannung aufgeladen ist. Als die Gangster die Scheibe aus dem Rahmen sprengen, hat die eigentliche Sprengung viel Nachdruck, das Zerbersten der Scherbe in viele wegfliegende Splitter kommt ebenfalls sehr gut heraus. Die Dialoge der maskierten Männer treffen in leicht gedämpfter Form beim Auditorium ein, so dass man genau merkt, dass eine Maske vor dem Gesicht sitzt. Als die schwer bewaffnete Gang die weitläufigen Schalterhalle stürmt, hallen Stimmen und Warnschüsse bedingt durch die hohen Decken - diesen Umstand arbeitet der Onkyo höchst akkurat heraus. Der Bass hat auch in diesen Sequenzen wieder Tiefgang und ein sattes Fundament. Die entsetzten Schreie der Kunden und Angestellten werden authentisch präsentiert. Das Ansetzen des Bohrers am Tresor kommt prima heraus, was uns wiederum beweist, dass der TX-NR1010 alles andere als ein "Kravallmacher" ist: Vielmehr berücksichtigt er auch kleinere Effekte ausgezeichnet. Als der erboste Filialleiter eingreift und das Feuer mit seiner Pumpgun eröffnet, donnern dessen Schüsse mit Wucht und Volumen durch den Raum.

Nach den bisherigen Beispielen war uns schon klar, dass der Onkyo ein echter Universalist ist, denn Musik und Filmton werden sehr ansprechend wiedergegeben, und man kann den TX-NR1010 kaum auf dem falschen Fuss erwischen. Als zu Beginn des 2. Kapitels von "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" (Dolby TrueHD) das Hangartor öffnet, beweist der TX-NR1010 einmal mehr, dass er wuchtige tieffrequente Effekte problemlos meistert. Der Music Score ist auch bei diesem Film-Beispiel wieder gefällig eingearbeitet, die Stimmen, die im großen Hanger/Lagerraum leicht hallen, kommen mit realistischer Wirkung zur Geltung. Tonal verhält sich der 1010 auch bei dieser Filmsequenz wieder recht neutral, ab und zu hatten Onkyo AVRs früher einen leicht warmen Einschlag, dieser fehlt dem TX-NR1010 beinahe völlig - aber in leichter Form ist er noch vorhanden, allerdings weniger deutlich als bei einem Denon AVR-3313. Als nüchterner Analytiker präsentiert sich der TX-NR1010 trotzdem nicht - er spielt sehr lebendig, sehr klar, sehr gut strukturiert - so entsteht ein mitreißender Gesamteindruck. Im dritten Kapitel wird das Treiben sehr turbulent - Schüsse, aufeinander prallende Armeefahrzeuge, Stimmengewirr - der Onkyo behält stets den Überblick und schafft eine vielschichtige Effektkulisse, die sowohl in der Weite als auch in der Tiefe überzeugen kann. 

Videosektion

Bei "Star Wars Episode 3" liefert der 1010 in der Eröffnungssequenz mit der charakteristischen gelben Laufschrift ein sehr stabiles Bild. Enorm ruhig sowie gleichmäßig rollt die Schrift nach hinten ins All. Nur selten tritt in den farblich gut getroffenen Lettern leichte Wellenbewegung auf. Als der große Sternzerstörer durchs Bild donnert, benötigt der De-Interlacer kurze Zeit zum Einrasten, anschließend wird ein scharfes und detailreiches Bild präsentiert, das praktisch keine Mängel mehr aufweist. Nur im Ansatz sind Treppenstufen zu erkennen, der im Schatten  liegende Flügel wird mit sehr guter Kontrastdynamik wiedergegeben. Als die beiden Raumjäger über der Oberfläche des Sternzerstörers fliegen, erscheinen die schnellen Bewegungen stabil, auch Einzelheiten und Konturen fransen nicht unschön aus. Als die beiden Raumjäger nach unten in die Schlacht abkippen, zeichnet der TX-NR1010 ein sauber gestaffeltes, scharfes Panorama bis hinunter zur Planetenoberfläche durch. Sehr gut stellt der Onkyo AV-Receiver die Gesichter der Akteure dar. Obi-Wans und Anakins Gesichtszüge werden scharf, aber gleichzeitig mit tadelloser Natürlichkeit herausgearbeitet. Als sich der Droide an Obi-Wans Raumjäger zu schaffen macht und wichtige Aggregate zerstören möchte, sind auch diese Nahaufnahmen in einwandfreier Bildschärfe festgehalten. Nur selten sind an den Raumschiffen und Raumjägern leichte Artefakte zu sehen. Der Kampf R2D2 gegen den widerspenstigen Droiden wird ebenfalls mit ansehnlicher Bewegungsschärfe präsentiert, die Farben wirken authentisch und nicht künstlich-übersättigt. Das Innere des Kommandoschiffs von General Grievious wird nahezu flimmerfrei und mit nur geringer Rauschneigung dargestellt. 

Die Laufschriften in den verschiedenen Geschwindigkeiten werden befriedigend wiedergegeben. Die Schriften flimmern etwas und die Lettern weisen Doppelkonturen auf. Das haben wir schon besser gesehen. Hinzu kommt leichte Artefaktebildung. Eine sehr ansprechende Leistung zeigt der TX-NR1010 dagegen bei den magentafarbenen Siemenssternen, ein großer in der Mitte und vier kleine in den Bildschirm-Ecken. Die Sterne weisen klar gezeichnete Konturen mit angenehmer Bildschärfe auf und drehen sich ruhig. Nur selten tritt minimales Flimmern auf. Die Farbtrennung ist gelungen. Ausgezeichnet arbeitet der TX-NR1010 auch das über eine stehende schwarze Linie in verschiedenen Geschwindigkeiten schwingende Pendel heraus. Auch bei höherer Geschwindigkeit ist das Innere noch klar auszumachen. Nachzieheffekte halten sich im vertretbaren Rahmen. Treppenstufen treten an der Pendelspitze nur in geringfügigem Umfang auf. Das bewegte Stadtbild von Esslingen weiß ebenfalls zu überzeugen, wenn es über den TX-NR1010 hoch konvertiert wird. Die Bildschärfe ist überraschend hoch, trotzdem tritt nur in geringfügigem Maße Bildrauschen auf. Die Ziegel der Hausdächer flimmern lediglich leicht, das machen viele Konkurrenten nicht so gut - das Flimmern tritt stärker hervor. Die Grünanlagen werden solide durchzeichnet und erscheinen farblich gut getroffen. 

Konkurrenzvergleich
  • Onkyo TX-NR1009: der Vorgänger spielt nicht ganz so schnell, der Hochtonbereich erscheint etwas samtiger und zurückhaltender im Vergleich zum TX-NR1010. Der neue AVR bringt eine bessere Durchstrukturierung im Bassbereich mit und erscheint uns grobdynamisch sowie feindynamisch etwas talentierter. Der TX-NR1009 klingt allerdings bei nicht optimalem Ausgangsmaterial angenehmer. Die Videosektion zeigt ebenfalls leichte Vorteile für das 2012er Modell: Die Detaillierung im hochfrequenten Bildbereich gelingt besser, der Bildstand ist eine Idee stabiler. Multimedial tritt der 1010 noch umfangreicher bestückt auf und bietet eine verbesserte Betriebssicherheit. 

  • Yamaha RX-A3010: Der 2011er Yamaha klingt neutral, klar und detailreich. Dank der ausgezeichneten DSP-Sektion ist eine gelungene Anpassung ans Quellmaterial möglich. Subtil, aber dennoch zu spüren, bringen die DSPs noch etwas mehr Würze vor allem in den cineastischen Auftritt. Das YPAO-Einmesssystem kann bedenkenlos verwendet werden, es gefällt durch die präziseren, sehr wohl ausbalancierten Eingriffe besser als die im Onkyo TX-NR1010 verbaute Audyssey-Version. Der Onkyo kann sich bei den Themen Netzwerk/Streaming und Videosektion allerdings gegen den Yamaha durchsetzen. 

  • Denon AVR-3313: Der deutlich günstigere Denon ist in der Preisliga unter dem TX-NR1010 unsere aktuelle Referenz. Der sehr angenehme, aber doch vielschichtige Klang, die tolle Pegelfestigkeit, die gelungene Videosektion und die sehr gute Netzwerk-Abteilung sorgen zusammen mit der edlen Optik und der ausgezeichneten Verarbeitung für diese Sonderstellung. Im direkten Vergleich wirkt der Denon etwas harmonischer, der Onkyo arbeitet dafür im feindynamischen Bereich noch besser. Die Dual Core-befeuerte Video-Unit des TX-NR1010 zeigt sich im Detail leicht überlegen, die Differenzen sind aber nicht gravierend. Die Pegelfestigkeit im großen Hörraum über 35 Quadratmeter ist beim Onkyo noch eine Spur ausgeprägter - Fazit: Beide AVRs verdienen sich in  ihrer Preisliga eine besondere Empfehlung

Fazit

Der TX-NR1010 überzeugt uns mit opulenter Ausstattung, die zugleich sinnvoll und praxisgerecht ist, und mit erstklassiger akustische Dynamik. Ganz gleich, ob Grob- oder Feindynamik, der TX-NR1010 beweist, dass er im Konzert der ganz Großen mitspielen kann. Sicherlich ist es ohne Probleme möglich, noch deutlich mehr Geld, z.B. für eine hochwertige Vor- und Endstufenkombination auszugeben, aber es begeistert schon, wie nah der mit 2000 EUR durchaus noch finanzierbare TX-NR1010 absoluten Oberklasse-Lösungen kommt. Pegelfest ist der 1010 auch, und der Klang wird gut ausbalanciert und mit hoher atmosphärischer Dichte im Hörraum platziert. So samtig wie mancher Vorgänger klingt er nicht mehr, dafür agiert er noch lebendiger und impulstreuer. Die Streamingfunktionen sind nochmals erweitert und bezüglich der Betriebssicherheit verbessert worden. Die Videosektion erfreut mit stabilem sowie scharfen Bild. 

"Großes Kino": Der Onkyo TX-NR1010 präsentiert sich als High-End-AV-Receiver mit erstklassigem Klang, überragender Netzwerksektion und ausgezeichneter Video-Signalverarbeitung

AV-Receiver Obere Mittelklasse
Test 26.07.2012

+ Räumlichkeit auf Referenz-Niveau
+ Erstklassige Grob- und Feindynamik
+ Agiert sehr lebendig und impulstreu
+ Enorm pegelfest und in Räumen bis 50 Quadratmeter einzusetzen
+ Spotify- und AUPEO! Support
+ Viele Surroundaufpolierer an Bord
+ Ausgezeichnete Verarbeitung

- Anpassung von Audyssey noch nicht perfekt
- Kein dritter HDMI-Ausgang

Text: Carsten Rampacher, Philipp Kind
Bilder: Sven Wunderlich
Datum: 26.07.2012