TEST: Quadral Argentum 371 - erstklassige Qualität zum kleinen Preis

08. August 2012 (cr/sw)

Einführung

Viel Technik zum vertretbaren Kaufpreis - nicht nur die klassischen und bestens bekannten Direktvertreiber möchten mit derartigen Vorzügen potentielle Käufer überzeugen, auch Traditionshersteller Quadral aus Hannover führt mit der Argentum 371 ein Produkt im Programm, das für einen Stückpreis von 379 EUR durchaus mit hochwertigen technischen Eckdaten punkten kann: So bekommt der Kunde, wahlweise in schwarzer oder weißer Version, eine relativ schlanke Dreiwege-Bassreflex-Box, deren Hochtöner mit Gewebekalotte durch den erweiterten Frequenzbereich bis auf 45 kHz auch für hochauflösende Medien wie Blu-ray-Audio oder SACD geeignet ist. Unterste Grenzfrequenz sind 30 Hz. Tief- und Mitteltontreiber kommen mit jeweils 170 mm silbern beschichteter Papiermembran zum Einsatz, die Töner arbeiten in unterschiedlichen Kammern, so dass keine störenden Einflüsse auftreten können. Die pro Stück 13,95 kg wiegende Box misst 960 mm in der Höhe, 185 mm in der Breite und 290 mm in der Tiefe. Die Empfindlichkeit gibt Quadral mit 88 dB an, als Nennbelastbarkeit werden 100 Watt und als kurzzeitige Maximalbelastbarkeit werden 150 Watt genannt. Die Argentum 371 ist für Verstärker mit Impedanzen von 4 bis 8 Ohm ausgelegt. 

Verarbeitung

Vergoldetes Anschlussterminal, kein Bi-Wiring möglich

Aufnahme fürs Lautsprecher-Gitter, saubere Detailverarbeitung

Bassreflexöffnung oben. Eine zweite befindet sich unten

Klassische Optik, auch von hinten

Standfüße

Frequenzweiche

2 x 170 mm Chassis für Tief-/Mittelton und Tiefton

Ausgebautes 170 mm Chassis

Magnet und Lautsprecher-Korb

Hochtöner von hinten

Vorderseite

Aus seitlicher Perspektive

Im eingebauten Zustand

Die Quadral Argentum 371 ist optisch ein klassischer Standlautsprecher, die formal zeit- und schnörkellos auftritt. Das Gehäuse ist eckig, es finden sich keine gerundeten Kanten. Die Chassis sind allesamt tadellos eingepasst, auch dann, wenn man das gut sitzende Lautsprecher-Abdeckgitter aus Stoff nicht verwendet, ist der Hochtöner durch eine Querverstrebung vor Beschädigungen geschützt. Die Schallwand ist hochglänzend ausgeführt, der Korpus trägt - beim schwarzen Modell - eine schwarzmatte Folierung in Holzoptik, die qualitativ gut verlegt ist. Die Box weist auf der Rückseite zwei Bassreflexöffnungen auf, daher sollte man die Argentum 371 nicht direkt an der Wand positionieren, sondern etwas Abstand einkalkulieren. Leider gibt es nur ein Single-Wiring.Terminal, für Bi-Wiring eignet sich die Argentum 371 nicht. Das Innenleben des Lautsprechers zeigt klassenübliche Bauteile, die Frequenzweiche sticht nicht durch irgendwelche konstruktiven Details hervor. Baut man die Chassis aus, scheinen diese solide konstruiert und belastbar zu sein. 

Testequipment
Klang

Beim Psy Trance-Internet Radio Sender Chromanova aus Berlin spielt die Argentum 371 die Konkurrenz vehement an die Wand. Wir haben mehrmals nachgeschaut, ob sich nicht doch ein aktiver Subwoofer als zusätzlicher Bassmanager in die Konfiguration "geschlichen" hat, aber unser verdächtigter Nubert nuVero AW-13 DSP, Produzent massivster und gleichzeitig höchst präziser Bass-Einlagen, ruhte sich verdient aus. Also mussten es die beiden Argentum 371 sein, die für die nachdrücklichen Bass-Salven im Hörraum verantwortlich sind. Enormer Tiefgang, untadlige Präzision, tolle Differenzierung, hervorragende Räumlichkeit, hohe Impulstreue und eine exzellente Pegelfestigkeit: So sehen Sieger aus. Und nicht nur der Bassbereich begeistert, auch beim Rest des Frequenzspektrums pusht die Argentum 371 das Publikum zu Tanzeinlagen: Die Grobdynamik würde sich selbst bei einem doppelt so teuren Lautsprecher noch sehr gut machen. Und selbst bei hohem Pegel wird die Argentum 371 nicht aggressiv, sondern bleibt in einem Maße kraftvoll und souverän, wie wir es bislang noch nie bei einem so preiswerten Schallwandler erlebt haben. So schießt hohe Lautstärken weit in den knapp 30 Quadratmeter messenden Hörraum, als gäbe es nichts leichteres - verblüffend. 

Bei "Altes Karmuffel" des deutschen DJs und Produzenten Paul Kalkbrenner beweisen die beiden Standlautsprecher erneut akustische Größe: Der Bass wird exakt auf den Punkt getroffen, das leicht Wabernde, Alternierende bei der Effektwiedergabe wird hervorragend in den Raum gestellt. Tiefgang und Volumen sind exzellent, die Differenzierungsmöglichkeit bei unterschiedlichen Effektebenen ist selbst bei stark gehobener Lautstärke allzeit gegeben. Kleine schräge, Kalkbrenner-typische Effektkombinationen kommen mit ausgezeichneter Impulstreue heraus. Und auch der Trance-Klassiker "Icarus" von Flutlicht wird mit einer für diese Preisliga vorbildlichen Dynamik übertragen, die leichte vokale Aggressivität wird korrekt herausgearbeitet. Der schwierige Bass des Stücks mag viele preisgünstige Boxen vor Probleme stellen - die Argentum 371 zuckt nur mit der Schulter, ihr sind solche Schwierigkeiten unbekannt. Es geht nachdrücklich voran, mit Verve und einer überragenden Grobdynamik, auch gern mit hoher Lautstärke. Die Trennung der Stimme von den anderen akustischen Elementen gelingt ohne Fehl und Tadel. 

Weiter geht es mit "Over The Hills And Far Away" in der Version von Nightwish. Das Schlagwerk vermag die Argentum 371 bereits ab Beginn präzise und schwungvoll abzubilden. Auch die Vocals werden sehr ausgewogen und ausgezeichnet eingearbeitet präsentiert. Der Rhythmus des Titels wird mit klaren Struktur wiedergegeben. Aggressiv und fetzig dringt die E-Gitarre ins Ohr des Hörers ein. Der Titelsong aus dem 007-Film "The World Is Not Enough" von Garbage liegt den Hannoveraner Lautsprechern ebenfalls: Eine realistische, tiefe sowie weitläufige Bühne wird zur Verfügung gestellt. Das Hi-hat klingt authentisch und wird sehr flüssig in die akustischen Gesamtzusammenhänge eingeordnet. Das Gleiche gilt auch für die Streicher, die nicht unschön in den Hintergrund geschoben werden, sondern sich transparent und frei aufspielend zeigen dürfen. Sehr gut löst sich die weibliche Gesamtsstimme vom Lautsprecher. In den 80er Jahren war "Waiting For Another Chance" von Endgames ein One-Hit-Wonder - die Maxiversion auf der so8os-Compilation lässt diese Zeit wieder aufleben. Höchst lebendig und mit nachvollziehbaren Konturen versehen, machen sich die Argentum 371 ans Werk. Die Stimmen sind auch in diesem Falle fließend eingebunden, der Bass weist ein ausgezeichnetes Timing auf und hinkt dem akustischen Rest nicht unpassend hinterher. Grobdynamik und Räumlichkeit wissen zu überzeugen, erneut erstaunt uns die Souveränität, welche die beiden Schallwandler bei hohem Pegel an den Tag legen. 

Doch die Argentum 371 geht auch mit sensiblem Material gekonnt um, so mit "Time To say Goodbybe" in der Version von Paul Potts. Die Stimme wirkt recht neutral und wird gut detailliert. Sicherlich, hier leisten teurere Lautsprecher deutlich mehr, aber das dürfte demjenigen Hörer mit etwas Erfahrung für Markt und Produkte auch klar sein. Gerade bezüglich vokaler Konturierung und Detaillierung können teure Hochleistungslautsprecher nochmals mehrere "Schippen" drauflegen. Aber dies soll hier nicht Hauptthema sein - Hauptthema ist wiederum die Souveränität, mit der die günstigen Schallwandler auch mit derartiger Musik umgehen. Nichts wirkt oberflächlich oder aufgesetzt, alles erscheint wie aus einem Guss und sehr stimmig. Und auch bei "Dell'Amore Non Sie Sa" von Andrea Bocelli beeindruckt die Argentum 371: Sie zeichnet sogar vokale Nuancen gut durch und schafft eine glaubwürdige Bühne, kombiniert mit sehr guter vokaler und instrumentaler Standfestigkeit. Die vorderen akustischen Ebenen werden akkurat durchzeichnet und zeigen viele kleine dynamische Differenzen. Erst z.B. beim Abklingen von Stimme oder Instrumenten merkt man, dass nochmals mehr geht.

"Goldfinger" ist einer der berühmtesten 007-Filme, wenn nicht der berühmteste 007-Film - und noch heute faszinierend nicht nur der Movie als solcher, sondern auch der legendäre Titelsong von Shirley Bassey. Die Argentum 371 übertragen den gesamten Titel sehr lebendig, mit Schwung und einer guten Strukturierung des akustischen Gesamtgefüges. Sicherlich wirkt die Akustik etwas spitz und schrill bei hohem Pegel, dies liegt hier aber am Ausgangsmaterial, dem man sein Alter eben doch anmerkt. Wolfgang Amadeus Mozarts Klarinettenkonzert, Köchelverzeichnis 622, beweist, dass die Quadral-Universaltalente auch mit Klassik keinerlei Berührungsängste haben, sondern auch hier mit Impulstreue, Dynamik und realistischer Räumlichkeit voll punkten können. 

Konkurrenzvergleich

  • Magnat Vector 208 Tower: Preislich vergleichbar, verwöhnt der Magnat Tower mit sehr gelungener, schlanker und moderner Optik. Akustisch gefallen Detaillierung, Klarheit und Räumlichkeit gut. Die breitete Quadral Argentum 371 kann sich gegenüber dem schlanken Tower mit ihrer immensen Basskraft, der höheren Pegelfestigkeit und der höheren Gesamtdynamik aber aus klanglicher Sicht durchsetzen.

  • Quadral Ascent 90: Auch wenn das Quadral nicht so gern lesen wird: Die preiswerte Argentum 371 spielt auch die Ascent 90 an die Wand. Dynamischer, mit fetzigem Bass, erstaunlich guter Detaillierung und überragender Pegelfestigkeit findet der "größere Bruder" in der Argentum 371 seinen Meister.

  • Teufel T 400: Schlank, kompakt, neutral und sehr lebendig aufspielend, ist die T 400 mittlerweile weit mehr als nur ein "Geheimtipp". Dass Teufel auch Stereo "verteufelt gut" kann, beweist die T 400 nachhaltig. Sie spielt auch kräftig und dynamisch auf, gegen die Gewalt, die die Argentum 371 entfesselt, ist aber auch der Berliner Lautsprecher machtlos. 

Fazit

Die Quadral Argentum 371 kam als normale, preisgünstige Standbox in unsere Redaktion - und ging als neuer Star der Liga bis 400 EUR/Stück. Wir haben eine solide Leistung erwartet, sicherlich, aber nicht das, was der optisch schlicht und klassisch aussehende Lautsprecher in unserem Testraum veranstaltet hat: Mit enormer Grobdynamik, Maßstäbe setzendem Bass (in allen Bereichen: Tiefgang, Nachdruck, Staffelung, Räumlichkeit, Differenzierungsvermögen) und einer beispielhaften Pegelfestigkeit drehen die Argentum 371 da auf, wo andere konkurrierende Produkte schon die weiße Fahne hissen: Clubsouds in Clublautstärke sind kein Problem, auch leistungsfähige Verstärker können bedenkenlos angeschlossen werden. Der Wirkungsgrad ist aber ausgezeichnet, so holen die Argentum 371 auch aus weniger leistungsstarken Verstärkereinheiten viel heraus. Doch sie sind nicht nur exzellent fürs "Grobe", sondern auch feindynamisch auf Top-Niveau für ihre Preisklasse. Zudem löst sich der Sound sehr gut von den Chassis. Gehäusegeräusche oder Verzerrungen produziert die solide aufgebaute Box auch bei härtestem Einsatz nicht - optisch unauffällig verpackt, kommt hier ein akustischer Volltreffer aus Hannover. Gratulation. 

Quadral schockt die Konkurrenz: In ihrer Preisklasse setzt die Argentum 371 neue Maßstäbe

Stereo-Lautsprecher Mittelklasse
Test 08.08. 2012

+ Basskraft setzt Klassen-Maßstäbe
+ Extrem pegelfest
+ Impulstreu und enorm dynamisch
+ Sehr gelungene akustische Auslegung
+ Für die Leistung preiswert

- Keine Bi-Wiring-Terminals

Text: Carsten Rampacher
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 08.08.2012