Test: Polk Audio LSi-9
07.04.2005 (cr) (khp)
Wir danken unserem Kooperationspartner HIFI-REGLER für das Bereitstellen der Hörräume und des Testequipments
Gern versuchen wir, Anregungen und konstruktive Kritik unserer Leser aufzunehmen - daher haben wir beschlossen, neben den "üblichen Verdächtigen" auch (noch) weniger bekannte Lautsprecherhersteller, eigentlich abseits des allseits bekannten Mainstreams stehend, ins Testprogramm aufzunehmen. Besonders vielversprechend lasen sich die Daten zum Regallautsprecher LSi-9 von Polk Audio, eine Firma, die Car-HiFi-Interessierten sicherlich ein Begriff ist. Bezeichnend für die LSi-9 ist die aufwändige Konstruktion, die viel Liebe zum Detail erkennen lässt und die sich deutlich vom Üblichen abhebt.
Hightech: Schallwand und darunter liegende Bassreflexöffnung auf der Rückseite der LSi-9
Die Konstruktion von oben betrachtet
Von der Seite aus gesehen fällt die beträchtliche Tiefe auf
Hochwertig: Lautsprecher-Anschlussterminals
Gleich mehrere Merkmale sogen für Differenzierungsmöglichkeiten. Die rückwärtige Bassreflexöffnung birgt zusätzlich zur normalen vorderen Bassreflexöffnung die Möglichkeit, den Lautsprecher wandnah aufzustellen, gleichzeitig ermöglicht die im Vergleich zu konventionellen Konzepten andere Bassverteilung einen intensiveren, voluminöseren Bass und deutlich erweiterten Tiefgang. Eine Schallwand, auf der Rückseite vor der Bassreflexöffnung angebracht, nimmt die Bassverteilung vor und sichert eine raumfüllende tieffrequente Wiedergabe sowie eine imposante untere Grenzfrequenz von 38 Hz (!). All dies sind keine bloßen Behauptungen des Herstellers, sondern ist tatsächlich Fakt, wie unsere Testläufe später bestätigen werden. Auch die Chassisanordnung zeigt Spezielles: Eine gezielte Abstimmung auf links/rechts ist hervorzuheben, die LSi-9 ist also eine asymmetrisch ausgeführte Lautsprecherbox, was dazu führen soll, dass sich der Hörer absolut vom Klang eingeschlossen fühlt. Zugleich ist dieser Lautsprecher dank bis auf 27 kHz erweiterten Frequenzgangs auch für DVD-Audio und SACD geeignet. Der Ringradiator-Hochtöner, technisch überarbeitetes Kennzeichen der Lautsprecher von Polk Audio, soll dabei das Ziel eines linearen Frequenzgangs verfolgen. Stark für den Lautsprecher spricht auch das breite Anwendungsspektrum. Für Verstärkerleistungen von 20 bis 200 Watt ist die Box geeignet, wobei wir dazu raten, einen eher kräftigen Verstärker anzuschließen. Mit einem Wirkungsgrad von 88 dB werden gute, aber nicht überdurchschnittliche Werte erreicht, auch das spricht dafür, zu einem kraftvollen Verstärker zu greifen.
Sorgfältig: Die Gehäuseverarbeitung
Hochwertiger Hochtöner, auch für DVD-Audio/SACD geeignet
Als weiteren Pluspunkt kann die LSi-9 auch die erstklassige Verarbeitung in die Waagschale werfen. Nirgendwo scheint Sparwut durch, jedes Detail ist mit akribischer Genauigkeit verarbeitet. Beispiele lassen sich anhand der brillanten Gehäuseverarbeitung und dem Anschlussterminal auf Referenzniveau finden.
Klang
Testequipment:
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Verkabelung von Oehlbach
Klang
Der Mensch ist ein Individuum - daher sind Geschmack, Ansprüche und Empfindungen bei jedem Homo Sapiens unterschiedlich. Was das Hören angeht, herrschen daher viele verschiedene Meinungen vor - was der eine als akustisch hervorragend einstuft, ist für den anderen akustisch uninteressant. Aus diesem Grunde ist es auch ein Ding der Unmöglichkeit, einen Lautsprecher zu konstruieren, der jedem gefällt. Doch es ist zu schaffen, eine Box zu bauen, die einen bestimmten Hörer-Typ absolut glücklich macht - denn bei aller Differenzierung, bei allem Respekt vor der Einzigartigkeit jedes Menschen, seiner Art, zu hören und seiner daraus abgeleiteten Empfindung, gibt es doch verschiedene Grund-Typen, die man mit entsprechend geartetem Equipment ansprechen kann.
Der eine liebt einen Lautsprecher, der linear abgestimmt ist und mit großer Treffsicherheit das Quellmaterial analysiert. Dabei wird mit höchster Präzision vorgegangen, alles wird so genau seziert, dass kein Detail untergeht. Hier kann man auch drei- oder viermal hinhören - immer ist alles da. Nichts fehlt - oder doch? Wer das Anhören von Musik- oder Filmmaterial in erster Linie aus emotionaler Sicht sieht und einfach den Spaß am Hören sucht, wird an einer für sich betrachtet durchaus reizvollen, hochpräzisen Box nicht ungedingt Gefallen finden. Ein Schallwandler, der ein erkennbares Sounding hat, der dynamisch aufspielt, mit Nachdruck darstellt, den Zuhörer mit seiner schwungvollen, kräftigen Art in seinen Bann zieht - genau das ist es, was die Hörerschaft sucht, denen wahrer Hörspaß über pure Akustik-Analyse stellt. Das Ohr als Werkzeug zum Finden von akustischem Vergnügen zu benutzen - das möchten diese potentiellen Lautsprecher-Käufer, und nicht das menschliche Gehör als Musterbeispiel für Unvollkommenheit bei der Wahrnehmung anzuzweifeln und dies als Motivation anzuführen, den Frequenzgang in Eigenregie in einer Freifeldmessung nachzuprüfen.
Und für diese Fraktion, die tief eintauchen möchte in filmisches oder musikalisches Vergnügen, ist unser Testkandidat nicht nur einfach eine weitere, gute Box, sondern ein heißer Kauftipp. Gerade, wer sich musikalisch von Kammermusik und Experimental-Jazz eher fernhält und sogar den "Frevel" begeht, die Lautsprecher mit zeitgenössischer Eurodance- und Trancemusik zu füttern (Culture Beat, "Best of Culture Beat", Fetenhits "Euro Dance Classics", Gigi D' Agostino, "Under Construction Remix III", "L' Amour Toujours"), wird begeistert von den LSi-9 sein. Wer den Lautsprecher an einem entsprechend potenten Verstärker oder Receiver gehört hat (wir verwendeten den Harman Kardon AVR-7300), wird sich zunächst auf die Suche begeben - und zwar nach einem gut im Hörraum versteckten aktiven Subwoofer. Doch: Diesmal gilt die alte Weisheit "wer suchet, der findet" nicht, auch bei einer polizeilichen Haussuchung bleibt der Sub unsichtbar - weil es keinen gibt. Diese Feststellung öffnet Augen und Ohren - die Ohren, weil man ein solches Bassfundament bei einem Regallautsprecher noch nicht gehört hat, die Augen, weil man umso genauer die technischen Details der LSi-9 studiert, um so der begeisternden Basswiedergabe auf den Grund zu gehen.
Auch bei Filmton (Beispiele: "Behind Enemy Lines", "James Bond 007: The World is not Enough", "Die Mumie kehrt zurück") macht es sich sehr deutlich bemerkbar, dass die LSi-9 hier nicht das sonst oft übliche "laue Lüftchen" entwickeln, sondern richtige Basskraft auch in Bereichen unterhalb von 80 bis 60 Hz - wo es sehr vielen Konkurrenten an geeigneten Möglichkeiten für eine wirkungsvolle Umsetzung fehlt. Sehr imposant ist auch die fulminante Pegelfestigkeit: Auch, wenn wir den AVR-7300 mit 80 bis 90 Prozent der Maximallautstärke laufen ließen, kündigten keine Verzerrungen das Ende einer akustisch akkuraten Wiedergabe an. Damit empfehlen sich die Polk Audio-Lautsprecher für diejenigen Käuferschaft, die sich zwei oder fünf Lautsprecher mit kompakten und somit vertretbaren Abmessungen in den Hörraum stellen, auf einen zusätzlichen aktiven Subwoofer aber verzichten möchten. Die Raumwirkung und auch die räumliche Auflösung besticht durch ihre Stimmigkeit und ihre Homogenität, die sonst oft vorzufindende starke klangliche Konzentration innerhalb eines eng begrenzten Abstrahlfeldes ist hier kaum wahrzunehmen, die LSi-9 verfügt über das gerade bei derartigen Lautsprechern seltene Talent, den Klang gut von den Lautsprechern zu lösen. Das gelingt mit Instrumenten ebenso überzeugend wie mit Stimmen.
Die LSi-9 kann jedoch noch mehr, denn sie präsentiert sich höchst dynamisch: Dies macht die Regallautsprecher auch für Liebhaber klassischer Konzerte interessant. Wir nahmen als Beispiel wieder einmal Ludwig van Beethovens "Pastorale": Mit viel Schwung und Spielfreude gingen unsere Probanden zu Werke, wobei, dies muss man klar sagen, hier auch deutlich wird, dass dies Lautsprecher nicht zu der Spezies gehören, die mit bestmöglicher Sorgfalt die letzte Nuance der Violine noch erfolgreich ans akustische Tageslicht holt. Der Focus liegt auch hier klar auf dem Hörspaß, sehr ernsthafte Hörer werden mit dieser Auslegung nicht angesprochen.
Bilanzierend ist in der Klangwertung aber festzuhalten, dass die LSi-9 viel frischen Wind in unseren Testraum gebracht hat - denn eines kommt mit diesem Regallautsprecher garantiert nie auf: Langeweile. Durch die exzellente Dynamik, die ausgezeichnete Basswiedergabe und die erstklassige Pegelfestigkeit setzt die Box viele Glanzlichter, ohne sich wirkliche Ausrutscher zu leisten. Sie stellt eine Alternative zum Establishment dar, die nicht nur für Individualisten attraktiv ist. Gleichzeitig ist sie auch ein interessanter, lebendig-modern ausgelegter Gegenpol zu eher konservativ-klassisch-detailliebenden Modellen wie einer KEF XQ Three.
Fazit
Unsere Leserschaft verlangte nach neuen Lautsprecher-Marken für ein erweitertes Testangebot - und wir können nicht nur neue Namen, sondern auch echte Siegertypen bieten, denn mit der Polk Audio LSi-9 haben wir ohne Zweifel einen der besten uns bekannten Regallautsprecher vor uns, der gerade, was den puren Spaß am Hören angeht, weit Überdurchschnittliche Leistungen erbringt. Besonders tief beeindruckt haben uns die Qualitäten im Bassbereich und die Pegelfestigkeit. Souverän und mühelos erreicht die LSi-9 eine Basskraft, die viele Subwoofer-/Satelliten-Systeme nicht bieten können. Durch die hochkarätige Technik, die eine hohe Leistungsfähigkeit im tieffrequenten Bereich nicht nur auf dem Papier sicherstellt, können wir hier Rekordwerte in Bezug auf Tiefgang, Antritt und Volumen notieren. Die Pegelfestigkeit ist ebenfalls enorm. Dort, wo normale Regallautsprecher bereits an ihre Leistungsgrenzen stoßen, schiebt die LSi-9 nochmals mit beeindruckender Leichtigkeit ein Paar Briketts nach. Wir raten, diese Spitzen-Box auf jeden Fall in Verbindung mit einem hochwertigen Verstärker/Receiver zu betreiben, da man nur so das Leistungspotential genießen kann. Apropos Genießen: Ein wahrer Genuss ist auch das hervorragende Finish, der Lautsprecher wirkt dadurch überdurchschnittlich edel und hochwertig. Ob man das in manchen Details sehr technische Design nun attraktiv findet oder nicht, das muss jeder für sich entscheiden. Außer Frage jedenfalls steht, dass die LSi-9 eine dynamische, extrem pegelfeste und im Bassbereich enorm leistungsfähige, dabei aber noch relativ kompakte Box darstellt. Für Freunde einer emotionalen, viel Spaß bringenden Stereo- oder Mehrkanal-Wiedergabe eine ausgezeichnete Wahl.
Perfekter Auftakt für Polk Audio: Die LSi-9 begeistert durch höchste Belastbarkeit, exzellente Basswiedergabe und brillante Dynamikwerte

Oberklasse
Test 07.04.2005
Preis-/Leistungsverhältnis 





Pro:
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Erstklassige Performance im Bassbereich
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Überragende Dynamik bei Musik und Filmton
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Exzellente Pegelfestigkeit
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Sehr hochwertige Technik und Verarbeitung
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Für die gebotene Leistung äußerst fairer Kaufpreis
Contra:
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Für den Kaufpreis ohne jeden Zweifel überragende Leistungen - kein Contra
Datenblatt:
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Für Verstärker mit Leistungen von 20 bis 200 Watt pro Kanal
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Frequenzgang 38 Hz bis 27 kHz
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Impedanz 4 Ohm
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Wirkungsgrad: 88 dB
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Bestückung: 2 x 13,34 cm Tief-/Mitteltöner, 1 x 2,54 cm Hochtöner
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Lieferbare Farben: Kirsche, Ebony
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Preis (Paar!) 1.299 €
Test: Karl-Heinz Pöppl, Carsten Rampacher
Technischer Support: Roland Klinke
Redaktion: Carsten Rampacher
20. Oktober 2005