Test: Teufel Concept S - Die schlanke Versuchung?

30.08.2004 (cr)

Wir danken unserem Kooperationspartner HIFI-REGLER für das Bereitstellen der Hörräume

Der Hörer von heute ist anspruchsvoll - ein Lautsprecherset, das das Zeug zu einem echten Verkaufsschlager hat, muss daher nicht nur gut klingen, sondern auch noch schick aussehen und nicht allzu teuer sein. Die Berliner Lautsprechermanufaktur Teufel hat nun versucht, eine solche Kombination auf die Spitze zu treiben. Das Concept S überzeugt stilistisch mit vier edlen Aluminium-Standsäulen, klanglich aufwändigem Lautsprecheraufbau  und mit 170 Watt Sinus-Aktivsubwoofer  sowie finanziell mit einem schon sensationell anmutenden Verkaufspreis von lediglich 545 EUR. Uns interessierte natürlich, ob das überhaupt ohne irgendwelche Abstriche möglich ist und ließen das Concept S zum großen Praxistest auflaufen. 

Der erste Eindruck ist ermutigend für Teufel und entmutigend für die Konkurrenz, denn die schlanken, über ein Meter hohen, nach dem 2-Wege-Prinzip arbeitenden Tower sehen nicht nur auf den Pressefotos gut aus, sondern überzeugen auch in der Praxis - und zwar nicht nur auf den ersten, sondern auch auf den zweiten Blick.  Das einzige, was den Eindruck echter Hochwertigkeit stört, sind die etwas billig anmutenden Plastikabdeckungen auf den Lautsprechern oben - das einzige Teil, das nicht aus Aluminium besteht, daher wollen wir, gerade in Anbetracht des Kaufpreises, Teufel keinen Vorwurf machen. Irgendwo muss eben der Rotstift angesetzt werden. Die Bestückung geriet sehr aufwändig: Gleich vier Tiefmitteltöner und eine Hochtonkalotte sollen sich in jedem Standlautsprecher um ein dynamisches und homogenes Klangbild kümmern. Sehr lobenswert sind die ordentlich gemachten Anschlussterminals, die über dem in dieser Preisklasse herrschenden Niveau ausgeführt sind. Der kompakte 2-Wege-Centerlautsprecher wirkt ebenfalls solide und langlebig-  genauso wie alle anderen Komponenten ist auch der vordere mittlere Lautsprecher magnetisch geschirmt, so dass er problemlos auf dem TV platziert werden kann, was bei dieser Größe auch praktikabel ist. Durch die hohen Belastungswerte sind die für Impedanzen von 4 bis 8 Ohm ausgelegten Boxen auch in größeren Hörräumen zwischen 20 und 25 Quadratmeter einzusetzen. Die Standsäulen überzeugen mit einer Short Term Belastbarkeit (100 - 20.000 Hz) von 160 Watt, die Long Term Belastbarkeit (100 - 20.000 Hz) liegt bei 120 Watt. Der Center bietet mit einer Short Term Belastbarkeit (100 - 20.000 Hz) von 140 Watt und einer Long Term Belastbarkeit (100 - 20.000 Hz) von 80 Watt ebenfalls respektable Werte. 

Schlicht kann so schön sein: Der Concept S-Center

Moderne Zeiten: Schlanke Teufel-Towers für progressive Wohnlandschaften

Komplettausstattung: Auch an den Anschlussterminals wurde nicht gespart

Bleibt der aktive Subwoofer, und wer die Soundexperten von Teufel kennt, weiß, dass an der Dimensionierung des Subwoofers auch in günstigen Preisklassen nicht gespart wird. Mit einer Sinusleistung von 170 Watt und einer Musikleistung von 300 Watt macht der mitgelieferte, bequem fernbedienbare Bassist auch im 25 Quadratmeter-Hörraum keinen schlappen Eindruck. Als Übernahmefrequenz empfiehlt Teufel 100 Hz, was in der Praxis recht gut hinkommt, da man bei tieferen Frequenzen schon merkt, dass die Alu-Säulen sehr schmal gebaut sind. Bass braucht Volumen, und da muss dann der mit einem 250 mm-Tieftöner ausgestattete Basslautsprecher seine Tätigkeit aufnehmen. Die Verarbeitung des nach unten abstrahlenden Subwoofers (Downfire) ist ordentlich und fällt insgesamt preisklassengemäß aus. Gut gefällt die kleine Anzeige auf der Gerätefront.

Lässt es ordentlich krachen: Downfire-Sub des Concept S

Alles vorhanden: Die Rückseite des Teufel-Woofers

Steuerzentrale: Hier kann man komfortabel und genau die Lautstärke justieren - wahlweise geht das auch mit der mitgeliefertern Fernbedienung 

Klang

Die schicke Optik des Concept S hat uns überzeugt - wie sieht es aber mit den akustischen Eigenschaften aus? Schließlich sind die 545 EUR, die für das komplette 5.1 System den Besitzer wechseln, nicht die Welt, und man kann eigentlich kein besonders mitreißendes Klangerlebnis erwarten - oder? Wie schon so oft erlebt, ist alle Theorie wieder einmal grau, denn wer eine flache, emotionslose Wiedergabe erwartet hat, sieht sich schon rasch eines Besseren belehrt. Besonders beeindruckend ist, dass das Concept S ein absolut vollwertiges Lautsprecherset ist, das in allen Disziplinen seine Stärken entfalten kann und nirgendwo wirklich schwächelt. Eines müssen wir aber an dieser Stelle hinzufügen: Für sehr günstige AV-Receiver ist das Concept S nicht optimal geeignet, denn so "anspruchslos" wie Harman Kardons HKTS-11 sind die "schlanken Teufel" nicht. Während das HKTS-11 besonders aufgrund seiner großen Ausgeglichenheit positiv auffällt, die dafür sorgt, dass selbst weniger begabte Einsteigerreceiver für akustisch brauchbare Resultate sorgen können, sollte man dem Concept S einen performance-stärkeren Spielpartner gönnen, denn dann können die vier schlanken Säulen, der kompakte Center und der aktive Subwoofer ihre Leistungsfähigkeit voll entfalten.

Besonders zu loben ist der frische, lebendige Hochtonbereich, der auch bei Mehrkanal-Musikquellen für ein erstaunliches Maß an Hörspaß sorgt. Ganz gleich, ob bei Eric Clapton oder den Eagles, immer sind die klare Stimmwiedergabe und die tadellose Instrumenteneinarbeitung herauszuhören. Beim "Hotel California" (DTS Demo DVD Nr. 4, DTS 5.1) von den Eagles begeistert vor allem der charismatische Klang der Gitarre, das sanfte Zupfen der Saiten, sonst von günstigen Offerten dieser Art oft nur lieblos eingearbeitet, kommt hier wirklich gut zur Geltung. Auch Eric Claptons charakteristische Stimme lässt das Concept S bei "Broken Hearted" (DTS Demo DVD Nr. 7, DTS 5.1) natürlich und offen erklingen.  Auch bei der Sequenz aus "E.T.", abgelegt auf der 7. DTS-Demo-DVD, klingt der von den DTS-Experten exzellent restaurierte Music Score transparent und klar, was für ein luftiges, sich wie ein unsichtbarer Teppich über den Hörraum legendes Klangbild sorgt. Diese Leistungen ist man von Boxensets dieser Preisklasse nicht gewohnt. Auch bei Ludwig van Beethovens "Pastorale", abgelegt auf einer CD und angehört über Dolby Pro Logic II, bewundern wir das erstaunlich souveräne Handling des hochfrequenten Bereichs - nie klingt diese wunderschöne Symphonie gepresst und wenig dynamisch, sondern stets wohl akzentuiert und weitläufig. Die Teufel-Säulen machen nicht den Fehler, eine unnatürliche Klangkonzentration direkt in unmittelbarer Lautsprecher-Umgebung aufzubauen - dies ist der Anfang eines inhomogenen Klangbilds, das gerade dann, wenn der Hörer in einer größeren Distanz zu den Boxen sitzt, für unschöne Klanglöcher am Hörplatz und eine unausgewogene Akustik sorgt. 

Sehr gut gelungen ist die Leistung des von den Abmessungen her bescheidenen Centers, der selbst bei leicht gehobenen Lautstärken noch eine überraschende Klangfülle zur Verfügung stellt. Erst, wenn es richtig laut wird, merkt man, dass Gehäusevolumen bei hohen Pegeln durch nichts zu ersetzen ist, dann klingt der kompakte Mittenlautsprecher doch etwas gepresst. Das kann man von dem leistungsstarken aktiven Subwoofer kaum behaupten. Wenn man ihn nicht in zu großen Hörräumen einsetzt, kann der Basslautsprecher auch mit heftigen Pegelattacken problemlos umgehen. Bei musikalischem Quellmaterial schafft er es, ein jederzeit spürbares, aber nie aufdringliches Fundament zur Verfügung zu stellen. Hier merkt man, dass ebenso wie beim Woofer des HKTS-11 von Harman Kardon genug Leistung zur Verfügung steht. Das Problem, dass durch die Kombination aus kleinen Gehäuseabmessungen und wattschwacher Endstufe ein wirklich fülliger Gesamteindruck schon im Ansatz zunichte gemacht wird, ist hier nicht vorhanden - im Gegenteil: Selbst dann, wenn man durch effekt- und bassstarke Techno- und Dancemusik versucht, dem Subwoofer das Fürchten beizubringen, kann man den Concept S-Woofer nicht so leicht bezwingen. Nur dann, wenn man mit sehr hohen Lautstärken harte, unnachgiebige Kickbässe durchs Zimmer scheucht, gerät der Subwoofer an seine Leistungsgrenzen. Für absolute Leistungs- und Pegelfetischisten ist ein 545 EUR-System aber auch nicht die richtige Wahl, für solche Kundschaft hat Teufel ein ganzes Regal voll interessanter Offerten.

Für denjenigen, der ein preiswertes, bei normaler Belastung klar und frisch klingendes Lautsprechersystem sucht, das auch Filmsoundtracks prima wiedergibt, ist das Concept S eine besonders gute Wahl, denn, wie sich beispielsweise bei "Training Day" zeigt, kommt wirklich Freude beim Anhören von actionreichen Filmen auf. Der aktive Subwoofer ist stets in Lauerstellung und lässt es bei entsprechenden Effektsalven richtig krachen, er bringt genug Kraft mit, um auch bei großen Explosionen und heftigen Schusswechseln nicht gleich in die Knie zu gehen. Die Surround-Klangkulisse ist facettenreich, auch bei der Sequenz aus "Behind Enemy Lines" (DTS Demo Nr. 7) werden nicht nur die großen, sondern auch die kleinen Effekte sehr gut zur Geltung gebracht: Das kurze Bellen eines Hundes in gewisser Entfernung zum Geschehen ist präzise zu orten und klingt sehr realistisch, das zwischen den Ruinen gespenstisch erscheinende Lachen eines kleinen Kindes ertönt mit exakt definiertem Echo-Effekt und hinterlässt einen überraschend dreidimensionalen Eindruck. Bei den heftigen Dynamiksprüngen, die plötzlich aus dem Nichts für einen massiven Arbeitseinsatz des aktiven Subwoofers sorgen, zeigt sich der aktive Sub erneut von seiner besten Seite, denn er schleudert die tieffrequenten Klanganteile mit spürbarem Nachdruck durch das Auditorium, und sammelt keine Minuspunkte durch unnatürlich gedämpfte, gequält wirkende Darstellung, die man gerade bei preiswerten aktiven Subwoofer häufig heraushört. Auch hier zeigt sich wieder - wie bereits weiter oben festgestellt - dass Teufels Weg, auch in die günstigeren Subwoofer leistungsstarke Endstufen einzubauen, die eine sehr ansprechende Pegelfestigkeit mitbringen, der absolut richtige ist. 

Fazit

Vermutlich wird die Konkurrenz in Anbetracht dieser Offerte die Berliner Soundexperten einmal wieder zum Namensgeber der Firma wünschen  - denn gegen das Concept S ist in diesen Preisregionen kein Kraut gewachsen. Wer denkt, ein gut aussehendes, aber nur durchschnittlich klingendes Surroundsystem einzukaufen, das höchstens für kleine Hörräume und geringe Ansprüche ausreicht, sieht sich auf das Angenehmste enttäuscht, denn, auch wenn man es in Anbetracht des Kaufpreises von 545 EUR kaum glauben mag: Das Concept S macht richtig Spaß. "Schuldig gesprochen" wird das elegante, erstaunlich hochwertig verarbeitete Ensemble wegen dem frischen, lebendigen Klang, der dafür sorgt, dass auch musikalisches Terrain kein Sperrgebiet für die im Hochtonbereich frei aufspielenden Teufel-Säulen ist. Der Center erstaunt nicht weniger, denn trotz seiner bescheidenen Abmessungen ist er wirklich pegelfest und ermöglicht eine natürliche, gefällige Stimmwiedergabe. Bleibt der aktive Subwoofer, und wer Teufel-Produkte dieser Spezies kennt, wird sich schon denken können, dass dem Concept S auch unten herum nicht die Luft ausgeht: Der Bassist macht durch überraschende Kraftausbrüche bei der Filmtonwiedergabe und durch ein solides, nie störendes Fundament im Mehrkanal-Musikbetrieb auf sich aufmerksam. Insgesamt ist Teufel mit dem Concept S ein in dieser Preisklasse momentan konkurrenzloses 5.1 Set gelungen, das durch die absolut stimmige Synthese aus Klang und Design eine breite Zielgruppe ansprechen dürfte.

Diabolisch gut: Ein Maximum an Eleganz und Klang für wenig Geld

Einsteigerklasse
Test 30. August 2004
Preis-/Leistungsverhältnis
Pro:
  • Erstaunlich frische und lebendige Wiedergabe

  • Kraftvoller Subwoofer mit gutem Tiefgang

  • Hohe Pegelfestigkeit der Standsäulen

  • Ordentliche Detaillierung im Mehrkanal-Musikbetrieb

  • Facettenreiche Surround-Klangkulisse 

  • Für den Preis exzellente Verarbeitung

  • Gefälliges, schlicht-elegantes Design

  • Unschlagbar günstiger Kaufpreis

Contra:
  • Keine Beanstandungen - maximale Performance für den günstigen Kaufpreis

Datenblatt

Concept S Standsäulen Front/Surround:

• 2-Wege-System mit fünf Chassis, geschlossen
• magnetisch abgeschirmt
• Short Term Belastbarkeit (100 - 20.000 Hz): 160 Watt
• Long Term Belastbarkeit (100 - 20.000 Hz): 120 Watt
• Tiefmitteltöner: 4 x 70 mm Konus
• Folien-Kalottenhochtöner
• Impedanz: 4...8 Ohm
• vergoldete Schraubklemmen
• Abmessungen (BxHxT): 9 x 113 x 11 cm
• Standfläche: ca. 22 cm ø
• Gewicht: ca. 6 kg
• Gehäuseausführung massives Aluminium
• Abdeckung Metallgitter silberfarben 

Concept S Center:

• 2-Wege-System mit drei Chassis, geschlossen
• magnetisch abgeschirmt
• Short Term Belastbarkeit (100 - 20.000 Hz): 140 Watt
• Long Term Belastbarkeit (100 - 20.000 Hz): 80 Watt
• Übergangsfrequenz möglichst 140 Hz, sonst 100 oder 120 Hz
• Tiefmitteltöner: 2 x 70 mm Konus
• Folien-Kalottenhochtöner
• Impedanz: 8...16 Ohm
• vergoldete Schraubklemmen
• Abmessungen (BxHxT): 24 x 9 x 11 cm
• Gewicht: 1,2 kg
• Gehäuseausführung massives Alumimium
• Abdeckung Metallgitter silberfarben

Concept S aktiver Subwoofer: 

,• 250 mm-Tieftöner
• Musikleistung 300 Watt
• Sinusleistung 170 Watt
• magnetisch abgeschirmt
• regelbarer Basspegel
• Phasenschalter 0/180 Grad
• regelbare Übergangsfrequenz: 50...140 Hz
• Ein-/Ausschalt Automatik
• Downfire Bassreflex System
• Infrarrot-Fernbedienung für Pegel und Übergangsfrequenz
• Abmessungen (BxHxT): 32,5 x 42 x 45 cm
• Gewicht: 16 kg
• Gehäuseausführung silberfarben 

Test: Carsten Rampacher
30. August 2004